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Tipps gegen Lustverlust
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Wo ist meine Libido und wann kommt sie zurück?

Nach Krebs braucht auch die Lust eine Reha. Wir sagen dir, warum dein Verlangen Pause macht – und wie du deine Libido Schritt für Schritt wieder wachkitzelst.

Was du gleich lernst: 

  • Warum und wie die Libido abhanden kommt
  • Lust braucht Zeit – und ist lernbar
  • Bewegung macht auch untenrum munter
  • Selbstbefriedigung = Lusttherapie
  • Schweigen ist Müll, Reden ist Gold

Krebs macht viel mit dir – nicht nur körperlich, sondern auch in Sachen Lust. Plötzlich ist da kein Funke mehr, wo früher ein ganzes Feuerwerk war. Und du fragst dich vielleicht: Ist mein Lustapparat kaputt? Die kurze Antwort: Nein. Die etwas längere: Deine Libido hat sich vielleicht zurückgezogen, aber sie ist nicht weg.  

Wir sagen dir, warum auch sie unter Krebs leidet – und vor allem, wie du sie wieder zurückbekommst! 

Definition Libido: 

Die Libido ist ein auf sexuelle Befriedigung gerichteter Trieb, oder besser gesagt das Bedürfnis, sexuelle Lust zu empfinden. 

Gründe für die sexuelle Vollbremsung 

Wenn du gerade in einer Krebsmühle steckst, gibt es viele Gründe, warum dein Verlangen gerade Urlaub macht. Körperlich und psychisch steckst du bei Krebstherapien ordentlich was weg: Chemotherapie, Bestrahlung, Antihormone – das alles kann deine sexuelle Lust ordentlich dämpfen.  

Die Folge ist eine ganze Einkaufsliste an Bumsbremsern: Müdigkeit, Schmerzen, Übelkeit, depressive Verstimmungen, Narben, Haarausfall, Erektionslosigkeit, trockene Schleimhäute oder schlicht die Angst, nicht mehr attraktiv zu sein – das alles schiebt dein sexuelles Gaspedal in Richtung Vollbremsung. 

Vollbremsung Auto Qualm
Wenn Krebs und Therapie den Körper fordern, macht die Libido gerne mal eine Vollbremsung. (Foto: Pexels/Emreaslihak)

Hinzu kommt: Viele Medikamente, etwa opiathaltige Schmerzmittel oder Antidepressiva, helfen zwar Körper oder Geist, entladen aber nebenbei das Lustzentrum im Gehirn. Und Fatigue? Die macht selbst Kuscheln manchmal zur olympischen Disziplin. Aber: Das meiste davon ist nicht für immer. Und vieles ist beeinflussbar.  

Lust ist Kopfsache 

Was du wissen solltest: Die Libido entsteht im Gehirn – nicht in den Genitalien. Unsere „inneren Sexgött:innen“ sind Nervenzellen und Botenstoffe. Sie reagieren auf Berührungen, Gedanken, Gerüche, Gefühle. Finde heraus, was dein ganz persönliches Gaspedal ist – und was deine Bremse.  

Was lässt dich entspannen? Was bringt dich auf Touren? Es muss nicht sofort wieder wie früher sein. Es darf sich neu anfühlen.  

So kannst du dein Lustzentrum wieder wachküssen 

Ja, du hast dich verändert. Vielleicht hast du Narben, andere Proportionen, eine andere Energie. Das heißt aber nicht, dass du keinen guten Sex mehr haben kannst. Es braucht eine Phase der Selbstfindung, des Sich-neu-Spürens und des Sich-positiv-Erlebens, damit Erotik und Lust wieder möglich werden.  

Hier ein paar praktische Tipps, um deiner Libido auf die Sprünge zu helfen – körperlich, emotional und ganz realistisch:

1. Reden ist sexy

Über Sex zu sprechen kann sich anfühlen wie ein Tango in Gummistiefeln: holprig und ungewohnt. Aber: Kommunikation räumt Zweifel aus dem Weg wie nichts anderes. Denn viele gesunde Partner:innen sind verunsichert, trauen sich nicht zu fragen – aus Angst, zu viel zu wollen oder zu verletzen.  

Und dann bist du auch noch müde vom Krebs, von Körperchaos und Kopfkino. Unter Umständen ist Abstinenz auch gerade die einfachere Sprache. Aber gemeinsam die Tatsachen auf den Tisch zu legen, kann heilsam sein. Du musst auch nicht gleich eine Lösung parat haben. Also raus aus dem Tabu, rein in ehrliche Gespräche: über Wünsche, Ängste, Grenzen.  

Keine Scham, nur Klarheit. Reden schafft Nähe. Und Nähe macht Lust und nimmt den Druck raus. Hier lang zum fortgeschrittenen Guide, wie Sex zu zweit wieder klappen kann.

2. Neuer Körper, neue Regeln

Nach Krebs braucht auch die Liebe in der Beziehung ein Update. Denn alte Routinen passen oft nicht mehr. Dafür braucht’s frische, flexible Ideen für Zärtlichkeit, Nähe und Sex – liebevoll auf euch zugeschnitten.  

Lust darf wieder neugierig sein, spielerisch, unperfekt. Und ja: Manchmal braucht es Mut, dem eigenen Körper nach allem, was war, wieder Lust zuzutrauen.

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Libido lässt sich nicht erzwingen – aber vielleicht wacht sie mit Liebe, Zeit und Neugier wieder auf? (Unsplash/Mathieu Stern)

Zeigt einander, was sich jetzt gut anfühlt. Vielleicht sind neue Zonen heiß, alte dafür tabu. Redet drüber, probiert aus, gebt Zeichen, wenn’s zu viel wird. Das ist kein Rückschritt, sondern der Startschuss für ein neues Miteinander. Und hey: Auch Kuscheln, Streicheln oder eine romantische Rückenmassage bei Kerzenschein zählen. Dein ganzer Körper – und dein Geist – dürfen Bühne für Lust sein. Mit allem, was dazu gehört.

Wir empfehlen außerdem sehr, mit den Meister:innen des Fachs zu reden: Bei Sexualtherapeut:innen, Onkolog:innen, gynäkologischen Onkolog:innen und Psychiater:innen findest du Menschen mit Erfahrung und Feingefühl. 

Auf der nächsten Seite wird’s körperlich! Anregende Kulinarik, Selbstbefrüdedüddelung und allerlei Hilfsmittel inklusive. 

Über die Serie

In unserer Artikelserie “Nachspielzeit” schauen wir dahin, wo sonst oft weggeguckt wird: Auf nervige Langzeitfolgen, die vielen Krebsüberlebenden nach der Therapie oft nicht erspart bleiben. Ob anhaltende Erschöpfung, nervige Schmerzen oder die fiesen Schatten der Angst – statt Tabus gibt’s hier Anleitungen, wie du damit fertig wirst.

Wir erzählen dir ungefiltert, was wirklich abgeht, wenn der Kampf offiziell gewonnen, aber der Alltag noch nicht zurück ist. Warum Nachsorge ein Muss ist, ist und wie du Lebensqualität trotz allem selbstverständlich machst.

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