
Wo ist meine Libido und wann kommt sie zurück?
Nach Krebs braucht auch die Lust eine Reha. Wir sagen dir, warum dein Verlangen Pause macht – und wie du deine Libido Schritt für Schritt wieder wachkitzelst.
Seite 2/2: Wir fahren fort mit unserem schlüpfrigen Pfad zurück zur gesunden Libido bei Krebs!
3. Solo-Sex, Masturbieren, Wichsen, Selbstbefriedigen, Onanieren, Handbetrieb, etc.
Wenn du selbst Hand anlegst, trainierst du deine „Lustmuskeln“. Du zeigst deinem Gehirn: „Hey, das hier fühlt sich gut an!“ – und das steigert auf Dauer auch wieder das Verlangen.
Selbstbefriedigung ist ein sicherer Raum, um dich in deinem neuen Körper kennenzulernen, herauszufinden, was sich gut anfühlt und was nicht. Ohne Druck. Ohne Publikum. Nur du.
Außerdem setzt du Glückshormone frei, die der Psyche guttun. Gerade nach Phasen von Depression, Fatigue oder Stimmungstiefs ist die populäre Disziplin der Palmenwedelei/Perlenputzerei ein kleiner, natürlicher Kick.
4. Schrecke nicht vor Hilfsmitteln zurück
Manchmal braucht Lust ein bisschen Unterstützung – und das ist völlig okay! Gleitgele (am besten vaginapflegend aus der Apotheke) sind echte Gamechanger, wenn untenrum eher Sahara als Amazonas herrscht. Östrogenfreie Zäpfchen oder – wenn nötig – östrogenhaltige Cremes ein- bis zweimal pro Woche können wahre Wunder wirken.

Lust auf Solozeit? Dann her mit dem Vibrator – egal ob zum Auflegen (wenn Penetration noch unangenehm ist) oder zum Entdecken neuer Hotspots. Es geht nicht darum, schnell „funktionieren“ zu müssen, sondern darum, wieder bewusst in Schwung zu kommen. Dein Körper, deine Regeln, dein Vergnügen. Punkt.
Wie du wieder zur eigenen Sexualität zurückfindest, sagen wir dir hier im Detail. (Achtung: auf Brustkrebspatientinnen zugeschnitten!)
5. Bewegung bringt’s
Sport ist Medizin, auch für das Liebesleben. Bewegung fördert die Durchblutung im Genitalbereich, baut Stress ab, stärkt das Selbstbewusstsein und wirkt antidepressiv.
- Yoga, Kneippbäder und Spaziergänge helfen sanft beim Wiedereinstieg.
- Beckenbodentraining verbessert die Wahrnehmung im Intimbereich und kann dabei helfen, Erregung wieder zu spüren. Das bewusste Anspannen und Entspannen hilft einerseits jenen von uns, die eine Vulva ihr Eigen nennen, weil der Kitzler (Klitoris) wieder sensibilisiert wird. Bei den Männern profitieren Prostata und Erektionsfähigkeit. Nicht umsonst wird der Beckenboden auch “Potenzmuskel” genannt. Und das Beste daran? Die Krankenkasse zahlt’s (wenn du dich darum kümmerst)!
- Onkologische Reha-Angebote bieten einen strukturierten Einstieg in Bewegung und Sport.
Bei aller Sportlichkeit, vergiss nicht: Nicht zu viel auf einmal und möglichst in Absprache mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, denn bei der Wiedergenesung nach Krebs spielst du das lange Spiel.
6. Sanfte Libido-Booster aus der Küche
Lust lässt sich auch kulinarisch anregen: Gewisse Kräuter und Speisen wirken nämlich aphrodisierend.

- Brennnesselsamen unterstützen die Blutzirkulation in den Genitalien.
- Avocados enthalten Vitamin B6, das insbesondere der männlichen Libido einen anregenden Klaps auf den Po gibt.
- Zimt steht für Anregung, Durchblutung und somit Luststeigerung.
- Knoblauch: Stinken macht sexy! Vor allem bei Frauen, denn der Lauch enthält Phytoöstrogen, das dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähnelt.
Du willst mehr über kulinarische Anreger:innen wissen? Hier erfährst du, wie du von der Küche im Bett landest.
Und wenn’s nicht gleich klappt?
Dann ist das kein Drama. Es braucht manchmal mehrere Anläufe. Gib dir selbst die Erlaubnis, zu entdecken, was geht – und was (noch) nicht. Du musst keine Performance abliefern. Du darfst dich einfach wieder spüren lernen.
Vielleicht kommt die Lust nicht zurück wie ein Feuerwerk. Sondern wie die aufgehende Sonne, die sich langsam Richtung Zenit schiebt. Aber eins ist gewiss: Sie wird wiederkommen! Wenn du ihr Raum gibst.
Quellen und Links:
- Bei Meinmed.at findest du Infos über das Beckenbodentraining.
- Das Gesundheitsmagazin der AOK hat einen ganzen Artikel darüber, welche Sportarten die Libido steigern.
- Die deutsche Krebsgesellschaft hat einen sehr ausführlichen Artikel über das sexuelle Empfinden nach Krebs.
Titelbild: Unsplash/Charlesdeluvio
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Über die Serie
In unserer Artikelserie “Nachspielzeit” schauen wir dahin, wo sonst oft weggeguckt wird: Auf nervige Langzeitfolgen, die vielen Krebsüberlebenden nach der Therapie oft nicht erspart bleiben. Ob anhaltende Erschöpfung, nervige Schmerzen oder die fiesen Schatten der Angst – statt Tabus gibt’s hier Anleitungen, wie du damit fertig wirst.
Wir erzählen dir ungefiltert, was wirklich abgeht, wenn der Kampf offiziell gewonnen, aber der Alltag noch nicht zurück ist. Warum Nachsorge ein Muss ist, ist und wie du Lebensqualität trotz allem selbstverständlich machst.