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Your brain on nature
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Mehr Wandern, weniger Sorgen – Warum Wandern die Psyche entlastet

Wandern ist wohl die ursprünglichste Aktivität überhaupt. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Bedürfnis des Menschen, längere Strecken durch die Natur zu gehen. Lass uns dir also verklickern, welche vielfältigen Effekte Wandern auf deine Psyche hat. Your brain on naturego! 

Aus Einsamkeit wird zufriedenes Alleinsein 

Wenn du alleine unterwegs bist, wirst du auf die subtilste Art und Weise gezwungen, dich mit dir selber auseinanderzusetzen. Alleinsein in der Natur ist um einiges einfacher als in der Stadt. Die Impulse sind sanfter, der Platz ist vorhanden, die Bäume werten dich nicht und du kannst Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen.  

Niemand lenkt dein Empfinden um. Diese Zeit allein kann sehr therapeutisch sein. Im Deutschen gibt es leider kein Wort, dass diese schöne Einsamkeit treffend beschreibt. Das englische “solitude” kommt wohl am nächsten ran. 

Aus Bekanntschaft wird Gemeinschaft 

Gemeinsam eine Strecke zu meistern ist fast die organischste Weise Vertrauen aufzubauen, oder eine Freundschaft zu vertiefen, die uns einfällt. Gerade, wenn du das Gefühl hast, du bist noch nicht bereit, alleine wandern zu gehen, oder du der Einsamkeit deiner vier Wände/der Stadt entfliehen möchtest, kann der kooperative Gang durch die Natur wahre Wunder tun.  

Auf dem Pfad herrschen unzählig viele Kubikmeter Platz, um tiefgehende Gespräche zu führen, und beruhigt Gedanken und Emotionen ihren natürlichen Lauf zu lassen. Wir sind überzeugt, dass Konflikte besser beim Wandern gelöst werden und Missverständnisse praktisch gar nicht aufkommen können. Außerdem schaffst du gemeinsame Erinnerungen, die sich in jedem Fall positiv auf deine Beziehungen auswirken. 

Vier Freunde stehen Arm in Arm im Sonnenuntergang
In Gesellschaft ist ein Berg leichter zu erklimmen. (Foto: Unsplash/Helena Lopes)

Aus Angst wird Demut 

Du kannst die Natur nicht kontrollieren. Du bist ihr ausgesetzt. Und genauso wie sie dir freundlich gesinnt ist, kann sie auch umschlagen und dir Stürme in den Weg blasen.  

Klingt wie eine Metapher fürss Leben selbst. Ist es auch, denn was ist mehr Epitomie des Lebens als die Natur selbst, weit weg von Klimaanlagen und selbstreinigenden Toiletten. Die Lehre daraus ist die Akzeptanz der Unkontrollierbarkeit und das Gefühl der Demut, das sich daraus ergibt. Wenn du es zulässt, belohnen dich die Erfahrungen der regelmäßigen Ausflüge mit Anpassungsfähigkeit und Resilienz. 

Frau steht vor Giant Sequoia-Bäumen
Die Macht der Natur ist weder zu unterschätzen, noch zu fürchten (Foto: Unsplash/Vitto Sommella)

Aus Sein wird Bewusstsein 

Erleben ist das Stichwort. Durch ausdauerndes Gehen und die subtilen Reize der Natur spürst du Körper und Geist intensiver und bewusster, kannst ohne große Anstrengung das Im-Moment-Sein trainieren.   

Halte hin und wieder an und achte wirklich darauf, wo du bist und was du tust. Es ist einfach, sich in Gedanken zu verlieren und die Welt um sich rum zu verpassen. Innezuhalten und deine Sinne bewusst anzusprechen beruhigt und erdet nicht nur, sondern vertieft auch deine Verbindung zur natürlichen Welt.  

Entschuldige bitte das Klischee, aber beim achtsamen Wandern geht es wirklich darum, anzuhalten und an den Blumen zu riechen. 

Aus Depression wird… 

Logischerweise ist es nicht so einfach, sich aus dem Fegefeuer der Depressivität zu hieven und einfach mal so auf Tour zu gehen. Klar, ein wenig Selbstüberwindung gehört schon dazu. Aber die ist es allemal wert, denn Wandern kann bei leichten und mittelschweren Depressionen beinahe so effektiv sein, wie die Einnahme von stimmungsaufhellenden Medikamenten. Und das gänzlich ohne Nebenwirkungen. Sofern man risikobewusst wandern geht, versteht sich. 

Psychiatrische Einrichtungen (wie diese im österreichischen Hochegg) haben mittlerweile auch das therapeutische Potential des Wanderns entdeckt. 

Wandern Ben White MHU ZpTvro Unsplash
Schon spannend, was die Kurvenkratzer so alles schreiben... (Foto: Unsplash/Ben White)

Aus Hirnblockade wird Kreativität 

Zermürbst du dir das Hirn in einem dunklen Raum, in dem die Luft stehen geblieben scheint, auf der Suche nach der einen guten Idee, die das Puzzle vervollständigt? Kreativität lasst sich oft einfach nicht erzwingen. Also, lass das Grübelgeheddere und geh raus. Da, wo der frische Wind weht, auf dem Weg zwischen hier und da kommen Ideen wie von allein. Du begibst dich mit längeren Geheinheiten nämlich in einen beruhigten, flowartigen Zustand, in dem dich nichts so schnell ablenkt. 

Simples Gehen, Spazieren oder Wandern ist die eine Sache, die sich in der Tagesroutine von fast allen erfolgreichen Künstler:innen, Schriftsteller:innen, Musiker:innen und Unternehmer:innen wiederfindet. Noch ein Beweis? Leute, die regelmäßig wandern, sind um 50 Prozent kreativer bei der Problemlösung als Menschen, die tendenziell nur vor dem Bildschirm abhängen.  

Aus Schaf wird Schlaf 

Im Grunde ein körperliches Symptom, aber nicht nur. Denn guter, erholsamer Schlaf ist essenziell für eine gesunde Psyche und dein tägliches Gelingen. Du musst nicht komplett verausgabt sein. Schon zwei, drei Stunden Gehen kann für locker-flockiges Einschlafen sorgen. Neben dem schnelleren Einschlafen wird auch das Durchschlafen wahrscheinlicher. 

Frau liegt in einer Hängematte und schaut in die Natur
Du könntest natürlich auch in der Natur schlafen... (Foto: Unsplash/Austin Schmid)
Über die Serie

Was ist Glück? Was bedeutet es, glücklich zu sein? Ist Glück eine Veranlagung? Wie wird man glücklich? Existentielle Fragen, die einerseits höchst individuelle Antworten bergen, aber andererseits wissenschaftlich ergründbar sind. Glücksforschung ist ein gut gelauntes Metier der Wissenschaft, das noch gar nicht so lange existiert. Die „positive Psychologie“ rückt zum Beispiel die schönen Gefühle in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es gute Gründe: Denn vorbeugen ist leichter als heilen, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Kaum etwas macht dich so gesund wie eine optimistische Lebenseinstellung!

Also: keine Esoterik, Quacksalberei oder falsche Versprechen. In dieser Serie findest du ausschließlich wissenschaftlich bewiesene Glücklichmacher – inklusive Tipps und Tricks für dein eigenes Wohlbefinden.

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