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Your brain on nature
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Mehr Wandern, weniger Sorgen – Warum Wandern die Psyche entlastet

Wandern ist wohl die ursprünglichste Aktivität überhaupt. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Bedürfnis des Menschen, längere Strecken durch die Natur zu gehen. Lass uns dir also verklickern, welche vielfältigen Effekte Wandern auf deine Psyche hat. Your brain on naturego! 

Dieser Artikel beschäftigt sich mit folgenden Themen:

  • Was macht Wandern so ursprünglich? 
  • Warum macht Wandern glücklich? 
  • Wandern als Entspannung und Ausgleich 
  • Wandern als Gegenmittel zur Ziellosigkeit 
  • Wandern als Herausforderung
  • Wie Wandern ehrliche Gemeinschaft kreiert 
  • Wie Wandern Demut lehrt 
  • Wie Wandern Bewusstsein schafft 
  • Wandern als Medikament gegen Depression 
  • Wandern als Kreativitätsboost 
  • Wandern als Schlafmittel 
♪ Das muss ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein. Das Waaaandern, das Waaaaandern ♪ 
Kinderlied

Ja, wenn du mit Nachnamen Müller heißt und nicht zumindest ab und zu wanderst, dann hast du dir wohl einige Vorwürfe aus deinem Bekanntenkreis anzuhören. Und um ehrlich zu sein: zu Recht! Nein, Spaß. Aber ernsthaft: Wandern ist so unglaublich gesund, spaßig, persönlichkeitsfördernd, gemeinschaftsbildend, beruhigend, kraftspendend, testend und generell wohltuend in so vielen Belangen. Tausend Adjektive könnten wir herbeiziehen, um die Vorzüge des Wanderns zu besingen.

Deswegen schmücken wir diesen Artikel mit endloser Überzeugung darüber, dass ausdauerndes Einen-Schritt-vor-den-andern-Setzen in unasphaltierten Landschaften genau ist, was du, er, sie, ja, ihr alle braucht! 

Nur noch kurz vorweg: Wandern bedeutet nicht automatisch steile Berge, schroffe Felsen und teure Outdoorkleidung. Nicht jeder kann oder will erklimmen. Sei es wegen Krebs, einer Depression, komplettem Neueinstieg oder anderweitigen Einschränkungen.  

Also, lasst uns im Kontext dieses Artikels Wandern einfach als ausdauerndes Gehen durch eine Naturlandschaft definieren, egal ob es sich um Berge, Wälder, Parks oder Felder handelt. 

Wandern als Urtrieb 

Durch eine naturbelassene Landschaft zu gehen hat etwas sehr Archaisches an sich. Unser Körper ist dafür ausgelegt, die Psyche ebenso – denn seit der Steinzeit, als Menschen hauptsächlich gejagt und gesammelt haben, hat unser Modell im Grunde kein Update erfahren. Das bedeutet, dass Wandern ein Bedürfnis ist, das tief in unserem Unterbewusstsein verankert und die Natur der natürliche Lebensraum der menschlichen Psyche ist – wer hätte das gedacht? (*Sarkasmus-Alarm*)  

Das merkt man auch daran, dass dieser simple Akt des Durchhaltens eine Bandbreite an vorbewussten Gefühlen freilegt: Zum Beispiel Angst (vor dem Unbekannten, gefährlichen Tieren, Wetterumschwüngen, etc.) und Freiheit (von Zivilisation, Wertung, Erwartung, etc.). 

Hand reicht aus einem Weizenfeld
"Nati" bedeutet auf Latein soviel wie "geboren". Natur ist wohl die Ableitung daraus. (Foto: Unsplash/Arjunsyah)

Das Glück liegt in der Einfachheit 

So plakativ ausgedrückt wie möglich: Wandern macht einfach glücklich! Es mag eine Gesprächstherapie zwar nicht ersetzen, aber es vereint sich so viel psychisch Wohltuendes in dieser simplen Tätigkeit, dass es eigentlich kaum vergleichbare effiziente Heilmethoden gibt. Besonders keine, die so viel Spaß machen.  

Wenn du deine:n Therapeut:in mit auf die Wanderschaft nehmen könntest, dann wäre der Seele eigentlich maximal gutgetan. Aber ach, was reden wir vom Heilen. Regelmäßiges Wandern beugt auch einen Berg an Problemen vor.  

Also, lasst uns mal begutachten, warum Wandern deiner Psyche so gut tun kann:

Die Chemie des glücklichen Wanderers 

Es hat sich herausgestellt, dass Wandern ähnlich effektiv ist, wie eine kognitive Verhaltenstherapie, oder Antidepressiva. Die Kombi aus Gehen, Natur und Achtsamkeit führt zu zuverlässigen Glücksgefühlen. Die wiederum entstehen durch die Ausschüttung von Neurohormonen, die die gleiche chemische Handschrift tragen wie Opiate. Im Grunde hast du ein organisches Drogenlabor im Kopf, das du durch genießbares Wandern in Gang setzen kannst. 

Warst du vor der Wanderung Sklav:in deiner schlechten Laune, wirst du unterwegs feststellen, dass du langsam, aber sicher einer besseren Stimmung entgegengehst. Denn der Bewegungsprozess regt die Produktion von Glückshormonen wie Serotonin und Dopamin an. Und weil Positivität und Negativität nicht so gut nebeneinander existieren, lösen sich Angst, Frustration und Ärger auf. 

Mann in Laborkittel überprüft Blätter einer Cannabispflanze
Was Wandern und Marikuana gemeinsam haben? Eine Menge Dopamin. (Foto: Unsplash)

Aus Überforderung wird Entspannung und aus ziellos zielgenau. Weitere Wanderfacts findest du auf der nächsten Seite.

Über die Serie

Was ist Glück? Was bedeutet es, glücklich zu sein? Ist Glück eine Veranlagung? Wie wird man glücklich? Existentielle Fragen, die einerseits höchst individuelle Antworten bergen, aber andererseits wissenschaftlich ergründbar sind. Glücksforschung ist ein gut gelauntes Metier der Wissenschaft, das noch gar nicht so lange existiert. Die „positive Psychologie“ rückt zum Beispiel die schönen Gefühle in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es gute Gründe: Denn vorbeugen ist leichter als heilen, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Kaum etwas macht dich so gesund wie eine optimistische Lebenseinstellung!

Also: keine Esoterik, Quacksalberei oder falsche Versprechen. In dieser Serie findest du ausschließlich wissenschaftlich bewiesene Glücklichmacher – inklusive Tipps und Tricks für dein eigenes Wohlbefinden.

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