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Einsamkeit – Wege rein & Wege raus

Einsamkeit tötet. Entstanden aus purem Überlebensdrang, ist sie nun die Volkskrankheit der Moderne. Es gibt mehrere Arten und Gründe für Einsamkeit und zum Glück auch eine Menge an Wegen aus ihr heraus. 

Hast du den Teufelskreis erstmal erkannt, kannst du dich daran machen, deine Einsamkeit zu vertreiben. Dafür gibt es zum Glück viele Möglichkeiten, die alle eines gemein haben: Arsch hoch und raus in die Welt mit dir! Gib dem Freund:innenfinden eine Chance. Wenn du das aus Eigenantrieb noch nicht schaffst, lass dir helfen. Hier ein paar Tipps unsererseits: 

Es braucht Initiative, also los geht’s! Wuppii! Suche nach Interessen und Freizeitaktivitäten, die dir entsprechen, und geh auch wirklich hin. Nicht nur einmal, sondern regelmäßig. So kommst du in Kontakt mit neuen Leuten mit ähnlichen Interessen. 

    • Vereine jeglicher Art (Ladies Circle, Feuerwehr, Sport, etc.) 
    • Sportgruppen (Squash, Curling, Quidditch, Kayak, Boccia, was man halt so macht) 
    • Töpfern (unterbewertet!) 
    • Sterne gucken (= perfekter Anstoß für tiefergehende Gespräche) 
    • Waldbaden (Natur + Menschen = 2 Fliegen mit einer Klatsche) 
    • Schach zocken (oder sogar Schachboxen?!) 
    • An der Volkshochschule Sibirisch lernen (Sprachkurse) 
    • Kochkurs (oder: Dating für Feinschmecker) 
    • Ehrenamt (Geben ist gesund!) 
    • Gartenbauverein (oder die Stadtversion: Urban Gardening) 
    • Yoga (mit Fremden den Körper verdrehen) 
    • An einer Stadtführung teilnehmen (Ist deine eigene Stadt? Na, und? Tu so, als wärst du auf Urlaub im eigenen Viertel!) 
    • Gruppenreisen (Du willst reisen, hast aber niemanden? Gruppenreise! Viel Gesellschaft und schöne Orte) 
    • Poetry/Tagebuch Slams (Du schreibst und hast viel am Herzen – lies es vor!) 
    • Bücherclub (Wenn du nicht weißt, worüber du reden sollst – rede einfach über das Buch, das ihr alle gleichzeitig lest) 
    • Gemeinschaftliche Pilzwanderung (- dann pflückst du garantiert nicht die giftigen) 
    • Schließ dich einer Band an/jammen/sing in einem Chor (Du spielst ein Instrument oder singst gerne? Es gibt tausende Foren, wo alle nach Mitmusiker:innen lechzen) 
    • Geh auf ein Konzert deiner Lieblingsband (da sind bekanntlich auch ganz viele andere, die die gleiche Musik feiern)

Hunde sind so sehr auf Menschen versessen, dass man echt das Gefühl hat, man ist nie allein. Sie lieben dich unkonditionell, geben körperliche Nähe und sind außerdem der Grund, warum du jeden Tag einen gesunden Spaziergang machst. Eine einzige stabile Beziehung kann dich schon viel weniger einsam fühlen lassen – und sei es die Katze. Aber bevor du dir einen Bello oder ein Mauzi anschaffst, gibt es da eine wichtige Voraussetzung: Schaffe dir kein Haustier an, um DIR einen Gefallen zu tun. Du bist für den Hund da, ein fühlendes Lebewesen – nicht andersherum. 

Hach, diese Freundschaften, die sich über die Jahre einfach verlaufen haben, meist alte Studien- und Schulkolleg:innen. Jetzt ist eine wunderbare Zeit dazu, sie wieder aufzufrischen. Immerhin hat man sich ja verändert und wer weiß? Vielleicht beide in eine Richtung, die wieder näher zusammenbringt. Nur zu, mach den ersten Schritt – die andere Person freut sich bestimmt. Aber Achtung: Verbinde dich trotz Einsamkeit nicht mit toxischen Menschen, die dir nicht guttun!  

  • Meetups

Da stehen Gruppentreffen im Vordergrund, bei denen du Gleichgesinnte kennenlernen kannst. Stöber einfach mal durch ein paar Gruppen und schaue, ob etwas für dich dabei ist. 

  • Dating-Apps á la Tinder, ElitePartner, Lovoo, OkCupid, Bumble, etc. 

Entgegen dem public image, sind Dating Apps nicht nur zum Vögeln da. Wenn man vorher gemeinsam die Grenzen absteckt und sich z.B. ein Spazierdate ausmacht, kann man so wunderbar Menschen kennenlernen.  

  • Singleparties/Ü30-/Ü40-Parties  

Zuerst komisch, dann aufregend, schlussendlich grandios. Geh hin, einfach, um mit ein paar Leuten zu reden.  

  • USI-Kurse 

Studitipp: Lebst du in einer Stadt mit einer Universität, kannst du meistens an Sport– oder Kunstkursen teilnehmen, und das für relativ wenig Geld.  

  • Foren 

Auf Reddit, Quora und in Facebook-Gruppen gibt es Foren zu allem Möglichen, wo du dich über Gott und die Welt austauschen kannst, selbstverständlich auch über deine Einsamkeit. Da findest du Gleichgesinnte, denen du schreiben, und, unter günstigen geographischen Umständen, auch treffen kannst. 

Sei nicht zu wählerisch. Zwischen Tür und Angel, Park und Supermarkt – Viertelgenoss:innen, Nachbar:innen, Verkäufer:innen, Frisör:innen, Hundebesitzer:innen – können dir helfen, wieder unverbindlich tratschen zu lernen. Klar, es ist meist oberflächlicher Smalltalk und die meisten Menschen sind nicht besonders interessant, aber was solls?  

Wenn jemand einen Witz an der Kasse macht, steig drauf ein. Wenn ein Hund dich beschnüffelt, sag: “Ist das ein Rüde?” oder “Der ist ja süß, wie alt ist er denn?”. Einfach sozial interagieren, um überhaupt mit jemandem geredet zu haben, Verbindung zugelassen zu haben, Vertrauen wiederaufzubauen. Und wer weiß? Vielleicht wird aus der ein oder anderen Konversation auch wirklich eine Freundschaft. 

Der fehlende Input von außen kann gern mal dazu führen, dass sich deine Gedanken schwerfällig im Kreis drehen. Das hilft null Komma gar nicht. Es ist Zeit, deine Gedanken zu kontrollieren, sie Sonne tanken zu lassen.  

  • Arbeite mit positiven Affirmationen (z.B. „Ich liebe und schätze mich für alles, was ich bin“).  
  • Meditiere. Du lernst so, deiner Situation wertungsfrei zu begegnen, deine Emotionen nicht überhand nehmen zu lassen und einen kühlen Kopf zu bewahren. 
  • Schreib deine Gedanken nieder. So kannst du sie leichter hinter dir lassen. 
  • Schreibe jeden Abend drei oder mehr Dinge auf, für die du dankbar bist – so konzentrierst du dich vor dem Schlafengehen immer auf etwas Positives. 

Schlechte Gewohnheiten sind selbstverstärkend, genauso wie gute! Koch dir was Gesundes, statt Fast Food zu bestellen. Steh jeden Tag um eine bestimmte Uhrzeit auf. Geh laufen, wenn du müde bist, statt nachmittags einzuschlafen. Genieße jeden kleinen Moment, der auch nur irgendwie etwas Bedeutsames an sich hat. Sei es, dass du dein Mittagessen richtig fein gewürzt hast oder der Postbote dich charmant anlächelt. Behandelst du dich, als hättest du keinen Meter Wellness verdient, wirkt sich das eher negativ auf deinen Tagesverlauf aus. Wenn du aus Selbstliebe agierst, schaffst du automatisch gute Voraussetzungen für eine tiefere Verbindung mit deinen Mitmenschen. 

Unterschätze deine Einsamkeit nicht. Sprich mit anderen ehrlich über deine Situation und deine Gefühle. Gib zu, dass du Hilfe brauchst, dann kann dir auch besser geholfen werden. Versuche nicht, krampfhaft zu verbergen, dass du dich nach Nähe sehnst. Nur: Wenn du das mit tausend Tonnen Selbstmitleid ausdrückst, werden sich andere schwer tun, auf deinen Hilfewunsch zu antworten. Du hast Hilfe verdient! 

Deine Einsamkeit hat Auslöser. Manchmal ist es die schwere Enttäuschung vergeblicher Liebesmüh, manchmal Traumata, die es gilt, aus dem Dunkel des Unterbewusstseins hervorzuholen und zu beleuchten. Therapie ist das Werkzeug dazu 

Selbsterkenntnis kann gefördert, das Alleinsein umgedeutet, deine Realität einem außenstehenden Blick unterzogen werden. Es ist eine megahilfreiche Methode, das Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit mit anderen zurückzuholen. Außerdem kannst du mit deinem:deiner Therapeut:in auch Strategien entwickeln, wie du wieder unter Leute kommst. 

Was der:die Einsame oft nicht hat, ist eine Aufgabe, eine Motivation, jemand der:die ihn braucht. Es gibt so viele Bedürftige da draußen, denen zu helfen die Welt bedeutet. Tausende ehrenamtliche Jobs. Wenn du dich hergibst und es auch so meinst, wird sich die Dankbarkeit früher oder später einstellen. Wie schon im Artikel über Glücksforschung beschrieben, macht Geben den Menschen glücklich. 

Wenn dir eine spirituelle Neigung innewohnt, wieso nicht ausleben? Es lässt sich kaum leugnen, dass das großflächige Wegfallen von Religionsgemeinschaften eine große Kluft in unserer Gesellschaft hinterlassen hat. Es gehört zu den Grundanliegen von Religion, das Gefühl der Zugehörigkeit einzuüben.  

Ganz abgesehen von Glaubensdebatten: Sich stärker mit Gott, dem Göttlichen oder einem großen Ganzen, den Mitmenschen, den Tieren und der Natur insgesamt verbunden zu fühlen, hilft gegen Einsamkeit. Daher ist lebensdienliche Religiosität oder Spiritualität definitiv ebenfalls ein wirksames Mittel gegen Einsamkeit.  

Über die Serie

Was ist Glück? Was bedeutet es, glücklich zu sein? Ist Glück eine Veranlagung? Wie wird man glücklich? Existentielle Fragen, die einerseits höchst individuelle Antworten bergen, aber andererseits wissenschaftlich ergründbar sind. Glücksforschung ist ein gut gelauntes Metier der Wissenschaft, das noch gar nicht so lange existiert. Die „positive Psychologie“ rückt zum Beispiel die schönen Gefühle in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es gute Gründe: Denn vorbeugen ist leichter als heilen, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Kaum etwas macht dich so gesund wie eine optimistische Lebenseinstellung!

Also: keine Esoterik, Quacksalberei oder falsche Versprechen. In dieser Serie findest du ausschließlich wissenschaftlich bewiesene Glücklichmacher – inklusive Tipps und Tricks für dein eigenes Wohlbefinden.

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