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Kurvenkratzer-Checkliste
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Wo du dir deinen Stoff holst: Die Fachapotheke

Wir onkologischen Patient:innen sind alle auf eine kompetente pharmazeutische Betreuung angewiesen. Wir suchen Rat und Informationen und die bekommen wir nicht nur von Ärzt:innen und der Pflege, sondern auch in der Fachapotheke.

bezahlter Inhalt

Was du in der Apotheke alles findest

Manchmal mutet das Regal einer Apotheke wie das Arsenal eines Wellnessbereiches an. Kosmetik, Feelgood-Produkte und sogar Accessoires entdeckt man da. Viel fürs Herzerl, im metaphorischen Sinne. Aber natürlich trifft das nicht den eigentlichen Zweck, die Medikamenten-Vergabe.

Onkologische Fachapotheken sind speziell dafür ausgestattet, bestimmte Rezepturen, also Medikamente, die es nicht von der Stange gibt, herzustellen, die Krebspatient:innen das Leben einfacher machen können. Denke da an Sirup bei Schluckbeschwerden, Cannabis-Verordnungen sowie Tinkturen, Sondennahrung, etc. Manche dieser Fachapotheken verfügen sogar über ein Labor, das zytostatische Infusionszubereitungen vor Ort mischen und herstellen kann. Und die begleitenden Informationsblätter über Nebenwirkungen, Wirkstoffe und Zusatzprodukte findest du dort natürlich ebenso kostenlos und en masse.

Apotheken sind wie Hexen oder Schamanen – nur ohne den spirituellen und esoterischen Aspekt. Scherz. Ein “bisschen” mehr gehört schon dazu. Genau genommen sogar einiges mehr. Aber hier der Spin:
Die Kenntnis der Wirkung von Arzneien beruht auf Beobachtung, Zufall und Erfahrung. Viel Erfahrung, die über viele Jahre hinweg gesammelt wurde. Sogenannte Hexen und Schamanen waren es, die tiefgreifende Kräuterkunde betrieben haben und früher um deren gesundheitlichen Vorteile (und Nachteile) wussten. Leider haben zahlreiche erzwungene Feuerbestattungen unendlich viel Wissen verbrannt (dass die Personen dabei noch lebten, war für die damaligen Auftraggeber nicht so relevant).

Dann wären da noch die Alchemisten, die zwar eine eher naturwissenschaftliche Herangehensweise an die Elemente vertraten, aber immer noch mit dem Kopf in den Wolken steckten und sich in ihrer Freizeit viel lieber mit dem Stein der Weisen befassten.

Die echten Vorläufer der Apotheken waren im 8. und 9. Jahrhundert ansässige Gewürzhändler im Vorderen Orient. Die erste Form der „Apotheken“ wurde von Kaufleuten, die mit Heilkräutern und Gewürzen Handel trieben, als eine Art Kolonialwarenladen betrieben. Die ersten richtigen Apotheken entstanden dann vor rund 800 Jahren. Kaiser Friedrich II verfasste um 1240 die sogenannte Medizinalverordnung. Zum ersten Mal wurde darin der Arzt- vom Apothekerberuf scharf getrennt. Zu viele Quacksalber hatten Patient:innen falsche oder gar gefährliche Medikamente angedreht. Die Schaffung zweierlei Berufe sollte dies verhindern. Das war die Geburtsstunde des Apothekerstandes.

Im Laufe des folgenden Jahrhunderts wandelten sich die fliegenden Händler zum ortsansässigen Apotheker: Es wurden nicht nur Heilpflanzen, Gewürze und Drogen verkauft, sondern auch selbst Arzneimittel in der Offizin hergestellt. Später verlagerte sich die Arzneimittelherstellung von der Offizin ins Labor. Noch heute wird der Verkaufsraum einer Apotheke als Offizin bezeichnet.

Vintage-Apotheke
Andere Zeiten, andere Apotheken. (Foto: Pexels/Cottonbro)

Was du alles in die Apotheke mitnehmen kannst

Also, nehmen wir jetzt mal an, du gehst zu der Fachapotheke deines zukünftigen Vertrauens, dann darf ein wenig Vorbereitung nicht fehlen  (ob mehr oder weniger liegt natürlich bei dir).

Beginnen wir mit der einen selbstverständlichen Sache: Die Rezepte der verordneten Medikamente. Logisch. Solltest du von anfallenden Kosten befreit sein, vergiss nicht deinen Befreiungsausweis mitzunehmen. (Es kommt vor, dass die Ärztin oder der Arzt das Befreiungskreuz auf dem Rezept vergisst). Essenziell ist außerdem der Medikamentenplan, damit die Apotheke nicht nur die akut verordneten Medikamente sieht, sondern auch, welche weiteren Medikamente du womöglich einnimmst. Bring auch alle Informationen über weitere Mittel mit, auch wenn sie nicht verschreibungspflichtig waren: von Baldrian, Johanneskraut und Echinacea über Schmerz- und Schlafmittel – alles, einfach alles, ist wichtig zu erwähnen. Denn: Wechselwirkungen sind nicht immer bekannt und auch unscheinbare Nahrungsergänzungsmittel können einen großen Unterschied machen.

Solltest du von der strukturierten Sorte sein, kannst du ein Nebenwirkungs-Tagebuch führen (sehr zu empfehlen). Nimm auch das bitte mit. Es ist nämlich wichtig, dass du mit deinen Symptomen arbeitest. Und dazu brauchst du eine möglichst informierte Sicht. Die Fachapotheke kann mit dir zusammen die Nebenwirkungen besprechen und ggf. eine Besserung der Lebensqualität herbeiführen.

Du siehst, es gibt viel zu besprechen. Deswegen empfehlen wir, dass du auch mehr als nur 5 Minuten Zeit mitnimmst. Damit alles ausgiebig und verständlich erklärt werden kann. Vielleicht hast du sowieso dreitausend Fragen – gut so! Mündige Patient:innen sind uns die liebsten Patient:innen (und die Statistik sagt: sie leben länger). Notiere deine Frageliste vor deinem Apothekenbesuch, um nichts zu vergessen. Auf unserer Checkliste haben wir ein paar Beispielfragen für dich, die dir die Apotheke definitiv beantworten kann.

Pharmacist Helping Senior Adult Woman Over Shopping
Das wohltuende beratende Gespräch. (Foto: Freepik/gpointstudio)

Lessons learned

Was haben wir daraus gelernt? Die Ärzt:innen dieser Welt verschreiben dir zwar die richtigen Medikamente, aber eins fehlt ihnen oft: Zeit (und eine leserliche Handschrift). Zeit, die sich Fachapotheker:innen gerne nehmen, um all deine Fragen und Unsicherheiten zu klären. Zeit, die du dir nehmen kannst und solltest, um affengeiles Nebenwirkungsmanagement zu betreiben! Du wirst sehen, so kann sich deine Lebensqualität deutlich verbessern.

Alsdann, herzlichen Glückwunsch! Mit dem heutigen Tage hast du eine weitere Anlaufstelle im Abenteuer Krebs dazugewonnen! Und damit du trotz Chemo-Nebels den Überblick behältst, haben wir hier für dich unsere umfassende Checkliste 😉

Informations-Checkliste

Und nochmals komprimiert, zusammengefasst und ästhetisch aufgearbeitet: Unsere Fachapotheken-Checklisten!

Apotheke
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Quellen zum Weiterlesen

Credit Titelfoto: Unsplash/Madison Agardi

 

Hier geht es zu allen Kurvenkratzer-Checklisten

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Dieser Artikel ist in Kooperation mit der ABF-Fachapotheke entstanden.

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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