Warum du kleine Erfolge feiern solltest
Hast du dich schon einmal gefragt, wieso große Ziele so schwer zu erreichen sind? Wir haben die Antwort und zeigen dir gleich, wie du am Ball bleibst und nebenbei noch verdammt stolz auf dich sein kannst.
Du bist hier absolut richtig, wenn du…
- dir schwertust, große Ziele zu verfolgen,
- verstehen willst, warum gerade die kleinen Schritte dir helfen,
- konkrete Anwendungstipps suchst.
Ziele hier. Ziele da. Wir Menschen haben die Angewohnheit, uns ständig neue Ziele zu setzen. Einen Antrieb im Leben zu finden – könnte man so sagen.
Wenn’s dann aber ans Umsetzen geht, wird’s kompliziert. Besonders, wenn man sich in einer Ausnahmesituation befindet. Mit einer Krebserkrankung können große Lebensziele wie “gesund” werden, wieder arbeiten, den Alltag zurückerobern oder für andere da sein plötzlich unerreichbar wirken. Wie der weit entfernte Gipfel eines hohen Berges.
Doch was wäre, wenn wir den Fokus verschieben? Wenn wir den Blick nicht mehr auf das große Ziel am Horizont richten, sondern auf die kleinen Schritte, die heute möglich sind? Vielleicht ist das Aufstehen schon ein Erfolg, obwohl die Nebenwirkungen dich kaum schlafen ließen. Oder der Spaziergang, obwohl dich die Fatigue fest im Griff hat. Vielleicht ist es ein weiterer abgeschlossener Behandlungstag, den du dir selbst gar nicht zugetraut hättest.
Inspirationen für die Formulierung von kleinen und größeren Meilensteinen bei Krebs findest du auch in unserer Bucket-List-Serie. Lies dich gerne rein.
Das große Umdenken: Der Blick aufs Jetzt
Das klingt ja alles schön und gut. Aber wie denkt man denn um? Wie fokussiert man den Blick auf den Weg statt auf die Gipfelspitze?
Ein erster Schritt ist das bewusste Umlernen. Anstatt dich ständig daran zu erinnern, was noch nicht geschafft ist, kannst du lernen, das zu würdigen, was du heute bereits geschafft hast.
Dieses Umdeuten – also kognitives „Reframing“ – hilft, dich auf Fortschritte zu konzentrieren statt auf Defizite. „Ich bin immer noch krank“ wird zu „Ich habe meine heutige Therapie geschafft. Ich bin auf dem Weg der Besserung.“
Dopamin-Schleuder
Kleine Erfolge zu feiern, kann wahrlich Dopamin ausschütten, wie eine Harvard-Studie bestätigt. Dopamin ist das Belohnungshormon des Körpers und sorgt dafür, dass du dich fröhlich, motiviert und voller Antrieb fühlst. Die Studie zeigt, dass kleine Fortschritte dazu motivieren, dauerhafte Erfolge zu erzielen. Viel mehr noch als groß gesteckte Ziele.
Achtsamkeit hilft dabei besonders. Wer uns kennt, weiß, dass wir riesige Fans davon sind. In diesem Artikel haben wir dich zum Beispiel über die Macht der Affirmationen aufgeklärt. Und darüber, wie du mit ihrer Hilfe ins Hier und Jetzt kommst. Das ermöglicht es dir, kleine Erfolge überhaupt erst zu erkennen.
Und dann ist da noch dieser innere Dialog. Das Teufelchen auf der Schulter, das uns gerne runterzieht. Die Frustration, weil der Körper nicht mehr so funktioniert wie früher, weil die Energie, die man einst hatte, in der Versenkung verschwunden ist. Oft hat es ein lauteres Organ als das Engelchen. Zeit, das Mikrofon der richtigen Stimme zu geben! Wer sich selbst mitfühlend begegnen und loben kann, macht sich den Weg leichter.
Konkrete Strategien für kleine Erfolge
So: Denkweise geändert – aber wie feierst du jetzt die täglichen Erfolge? Hier haben wir vier Möglichkeiten für dich aufgelistet.
Das Dankbarkeitstagebuch kennst du als treue:r Leser:in schon. Aber kennst du auch das Erfolgstagebuch? Das ist das Flex-Instrument schlechthin. Hier hältst du fest, was du geschafft hast. Kein Erfolg ist zu klein. Mahlzeit eingenommen und auch bei dir behalten, einen traurigen Moment zugelassen, ohne dich dafür zu schämen, Hilfe angenommen – oder auch mal abgelehnt, wenn’s zu viel war.
Es geht nicht ums Große, sondern ums Dranbleiben. Du zeigst dir selbst: Ich komme voran.
Erfolge sind viel schöner, wenn man sie nicht für sich behält. Gerade die kleinen Fortschritte wie ein gelungener Termin, die überstandene Nebenwirkung oder der gute Schlaf freuen nicht nur dich, sondern auch die Menschen um dich herum. Ob mit Freund:innen, Familie oder der Selbsthilfegruppe: Teile deine Erfolge mit Personen, die dir guttun. Rufe sie in die Welt hinaus. Wir sind stolz auf dich.
Was motiviert mehr als eine kleine Belohnung? Genau. Fast nichts. Ein Stück Lieblingsschoki, eine kurze Pause, ein Moment nur für dich – das macht selbst die größte Anstrengung ein wenig leichter. Es geht nicht immer darum, dem nächsten Schritt hinterherzujagen, sondern auch darum, zwischendurch mal stehenzubleiben. Du hast was geschafft. Also: Rucksack abstellen und durchschnaufen.
Auch wenn das Endziel ein großes ist – etwa Genesung meistern, Chemo durchstehen, Fatigue bewältigen – macht genau das Zerstückeln die Umsetzung erst greifbar. Nicht: „Ich will wieder klar denken wie früher.“ Sondern: „Heute mache ich eine Denkübung, um meinem Kopf etwas Gutes zu tun“ oder “Morgen spiele ich eine Runde Memory mit meiner Nichte.” Mehr Tipps zum Umgang mit dem Onkobrain findest du in unserem passenden Checklisten-Artikel.
Kleine Schritte, große Wirkung
Unsere Gedanken haben sehr viel Macht über unser Gemüt und unsere Motivation. Kleine Erfolge zeigen, dass Heilung ein Prozess ist. Schritt für Schritt. Und selbst wenn du mal stolperst und einen halben Meter den Berg runterrutschst: Zwei Schritte später bist du wieder auf Kurs, näher am Gipfel als davor.
Beispiele für deine „Kleine-Erfolge-Liste“:
- Ich habe mich heute bewegt.
- Ich habe mich heute bewusst ernährt.
- Ich habe mich in einer Selbsthilfegruppe angemeldet.
- Ich habe meine Bedürfnisse in meinem Umfeld kommuniziert.
- Ich habe heute bewusst Nein gesagt.
- Ich habe mich heute nur für mich selbst hergerichtet.
- Ich habe heute mehr Wasser getrunken als gestern.
- Ich habe etwas geplant, worauf ich mich freue.
- Ich habe auf eine Nachricht geantwortet.
- Ich habe einen weiteren Therapietag überstanden.
- Ich habe eine Liste mit Fragen für mein medizinisches Team vorbereitet.
- Ich habe ein Gespräch mit einem Psychoonkologen oder einer Psychoonkologin vereinbart.
Wenn du dich auf kleinere, erreichbare Ziele konzentrierst, stärkst du dein Selbstvertrauen. Du bleibst motiviert, selbst bei schwierigen Etappen, und spürst mehr Kontrolle und Zuversicht. Alsooo… wie wäre es, wenn du genau heute damit anfängst, umzudenken?
Quellen und Links:
- Der Harvard Business Review zeigt in einer vielzitierten Studie, warum kleine Fortschritte einen großen Einfluss auf Motivation und Leistung haben.
- In Psychology Today erklärt Dr. Lindsey Godwin, Expertin für Konfliktlösung und Organisationsverhalten, warum auch die holprigen Momente im Leben gefeiert gehören.
- Auf der Webseite von mindfulspark erfährst du, wie Selbstzelebrierung deine Motivation langfristig stärken kann.
- Auf der Webseite von talkspace kannst du nachlesen, warum Mikroziele nicht nur produktiver machen, sondern sogar das persönliche Glücksempfinden steigern können.
- Auf InfluCancer teilt unsere Community regelmäßig kleine und große Erfolge – wie auch Annette Holl, die uns in diesem Blogeintrag einen ehrlichen Einblick in ihre Art zu feiern gibt.
Titelbild: Unsplash/Jason Dent