
Onkobrain adé
Gedanken vergessen, Wörter suchen, und das Leben eines Goldfisches wird immer nachvollziehbarer: Onkobrain, landläufig auch als „Chemobrain“ bekannt, ist wie ein Upgrade auf das schlechteste Betriebssystem deines Lebens. Hier kommen 7 Tipps fürs Update.
2/2 Was hilft nun, um gegen ein Onkobrain vorzugehen? Wir haben auf dieser Seite sieben Vorschläge für dich, die du mit geringem bis mäßigem Aufwand in deinen Alltag integrieren kannst.
7 Tipps, um den Gedankennebel zu lichten
1. Schreib’s auf
Wenn dein Kopf nicht macht, was du willst, musst du ihm eben helfen. Notizen, To-do-Listen oder Apps sind deine neuen besten Freund:innen. Lass Erinnerungen ruhig klingeln, aufpoppen oder blinken – Hauptsache, du vergisst nichts mehr.
2. Bewege dich
Selbst ein kleiner Spaziergang wirkt Wunder, wenn dein Gehirn in den Sparmodus schaltet. Du musst kein:e Fitnessinfluencer:in werden, aber 30 Minuten Bewegung können dir helfen, klarer zu denken. Außerdem wirkt sie auch Wunder für die mentale Gesundheit und andere lästige Krebsbegleiter:innen wie Fatigue.
3. Musik an, Stress aus
Ob du laut mitsingst oder lieber still meditierst – beides hilft deinem Kopf, sich zu entspannen. Musik kurbelt dein Gedächtnis an, Meditation bremst das Gedankenkarussell. Such dir aus, was dir besser liegt.
4. Gib deinem Gehirn etwas zu tun
Ein bisschen Denksport kann nicht schaden. Sudoku, Kreuzworträtsel oder Denkspiele-Apps machen dein Gehirn wieder wacher. Fang klein an – ein Artikel, ein kurzes Buch, ein paar Minuten Rechenaufgaben. Es geht darum, die Maschine wieder anzuwerfen.
5. Gewohnheiten sind Gold wert
Routine klingt langweilig, ist aber verdammt hilfreich. Wenn die Schlüssel immer an derselben Stelle liegen und der Tag halbwegs strukturiert ist, muss dein Gehirn weniger jonglieren. Und das ist eine echte Entlastung.
6. Schlaf ist nicht verhandelbar
Keine Kompromisse: Gönn dir genug Schlaf. Das Gehirn ist wie ein Smartphone – mit leerem Akku läuft nichts. Regelmäßige Schlafzeiten und eine ruhige Abendroutine helfen mehr, als du denkst.
7. Locker bleiben
Manchmal ist das Chaos im Kopf einfach da – und das ist okay. Akzeptiere, dass dein Gehirn gerade ein bisschen wie ein rebellischer Teenager ist. Mach das Beste draus, nimm dir Pausen und lass dir Zeit. Es wird besser, versprochen.
Von Dorie zu Captain Klarheit
Ein Leben mit Onkobrain ist, als würde dein Kopf ständig in die falsche Richtung paddeln – aber mit ein bisschen Geduld und den richtigen Tricks kannst du das Ruder wieder herumreißen.

Ein wichtiger Schritt: Sei nett zu dir selbst. Ja, du vergisst mal etwas. Ja, Worte tauchen ab wie scheue Fische. Aber anstatt dich darüber zu ärgern, rede mit dir selbst, wie du es mit einer guten Freundin oder einem guten Freund tun würdest.
Jede:r macht Fehler, jede:r kämpft mal mit Hindernissen – und das ist völlig okay. Dorie hat schließlich auch nicht aufgegeben, Nemo zu finden, und so kannst auch du deine Gedanken Schritt für Schritt wieder sortieren.
Checkliste zum Mitnehmen
Unsere Checkliste für für die Lichtung des Gedankennebels kannst du ausdrucken oder auf dein Smartphone laden.
Das hast du dazugelernt:
- Der Begriff “Chemobrain” ist veraltet und irreführend.
- Krebs kann die Psyche ziemlich belasten bis hin zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.
- Welche Symptome das Onkobrain begleiten.
- Welche konkreten Tipps du in deinem Alltag anwenden kannst.
- Dass du nicht zu hart zu dir selbst sein musst.
Quellen und Links
- Auf der Webseite von Cancer Research UK findest du einen Überblick über kognitive Beeinträchtigung durch Krebs.
- In dieser komplementärmedizinischen Studie kannst du nachlesen, wie sich Meditation und Musik auf die Hirnfähigkeit von Brustkrebspatient:innen auswirkt.
- In einem Artikel des GebFra Magazins kannst du nachlesen, wie es zur “Chemobrain”-Annahme kam und warum sie überholt ist.
- In einem Artikel von Onkovision spricht die leitende Psychologin Dr. Kerstin Hermelink über den Zusammenhang zwischen Psyche und kognitiver Leistungsfähigkeit.
- Im Journal of Clinical Oncology kannst du nachlesen, wie sich Bewegung auf das Hirn vor, während und nach der Chemo auswirkt.
- Quarks hat einen Artikel über die Bedeutung von Selbstmitgefühl veröffentlicht.
Titelbild: Unsplash/David Clode & Getty Images/ewastudio
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Über die Serie
In unserer Artikelserie “Nachspielzeit” schauen wir dahin, wo sonst oft weggeguckt wird: Auf nervige Langzeitfolgen, die vielen Krebsüberlebenden nach der Therapie oft nicht erspart bleiben. Ob anhaltende Erschöpfung, nervige Schmerzen oder die fiesen Schatten der Angst – statt Tabus gibt’s hier Anleitungen, wie du damit fertig wirst.
Wir erzählen dir ungefiltert, was wirklich abgeht, wenn der Kampf offiziell gewonnen, aber der Alltag noch nicht zurück ist. Warum Nachsorge ein Muss ist, ist und wie du Lebensqualität trotz allem selbstverständlich machst.