9 min
Schlafprobleme bei Krebs
9 min

Weit weg von Nighty-tighty

Viele Krebserkrankte klagen über Schlafstörungen. Dabei wäre Schlaf so wichtig für Therapie und Lebensqualität. Welche Gründe hat schlechter Schlaf? Was tun bei Schlafproblemen? Schlaf auch du wie ein süßes Kätzchen.

„Nighty night, sleep tight“, das wünschen wir uns alle. Für manche ist der Schlaf aber alles andere als fest. Es dauert ewig bis zum Einschlafen, die Nacht ist von langen wachen Phasen unterbrochen. In der Früh ist das ausgeschlafene Gefühl mit der Lupe zu suchen – oder gar nicht zu finden. Alltag für rund zwei Drittel Krebspatient:innen.1,2 Auch nach der Behandlung sind noch etwa ein Viertel betroffen.3

„Mich hält vieles wach. Ich grüble wegen der gesundheitlichen Probleme und weil ich Zukunfts- und Existenzängste habe.“
– Maica, Krebspatientin

1 Schlafproblem? 100 Probleme!

In einer Krisensituation wie Krebs ist es ganz normal, keinen erholsamen Schlaf zu haben. Wie kann ungesunder Schlaf aussehen? Er hat viele Gesichter.

  • Du liegst beim Einschlafen lange wach, obwohl du müde bist,
  • wachst in der Nacht oft auf und grübelst lange,
  • hast unangenehme Träume oder Albträume,
  • bist von Schmerzen, Fieber, Nachtschweiß oder Kälte geplagt,
  • du liegst schlecht oder eingeschränkt,
  • wirst von Licht, Geräuschen, Berührungen geweckt,
  • bekommst zu wenig Luft,
  • fühlst dich am Morgen von der Bahn überfahren.

Ärzt:innen sprechen von einer akuten Insomnie, wenn die Schlafstörungen mindestens dreimal in der Woche auftreten, mindestens einen Monat lang anhalten und das Leben negativ beeinflussen.1,6

Schlafende Frau mit bis zum Hals hochgezogener Decke.
Im Schlaf ist der Körper auf Standby. Er regeneriert und reorganisiert sich. Ein wichtiger Prozess, um sich wohlzufühlen. (Foto: Unsplash/Lux Graves)

Was sind die Gründe von Schlaflosigkeit?

Auch bei den Ursachen für Schlafprobleme lässt sich aus dem Vollen schöpfen. Aber, Moment mal, wirst du sagen. Ist der Grund nicht klar? Ja, du hast Krebs. Das sagt alles. Es muss dich und andere nicht wundern, dass du schlecht schläfst. Aber warum genau? Sehen wir uns das im Detail an. Schlechter Schlaf wird (unter anderem) ausgelöst durch:6

  • Schmerzen oder hormonelle Einflüsse
  • andere Symptome der Erkrankung
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • depressive Zustände, Existenzängste
  • veränderte Lebensbedingungen
  • unpassende Schlafumgebung
  • unzureichende Schlafhygiene
  • beruflichen und privaten Stress
  • einschneidende Lebensereignisse (what else?)

Ähnliche Symptome wie Schlafstörungen hat auch das Fatigue-Syndrom. Die ständige Erschöpfung bringt Patient:innen dazu, sich wenig zu bewegen und tagsüber vermehrt zu schlafen. Der Schlafrhythmus fehlt. Das kann in nächtlicher Schlaflosigkeit enden.7

Weil die auszehrenden Symptome andauernd auftreten, wird oft auch von einer „chronischen Fatigue“ gesprochen. Aber Vorsicht: Das ist genau genommen eine eigene Krankheit – mit einer vollkommen anderen Ursache.

Schriftzug „TIRED“ vor einer bunten Glaswand.
Neben den vielfältigen Ursachen, die eine Krebserkrankung auslöst, können auch Hormonstörungen, Schnarchen, Atemnot und Husten zu Schlafstörungen führen. (Foto: Unsplash/Howling Red)

Stell der Grübelfalle eine Falle

Wie gesagt, Sorgen sind ganz normal. In den dunklen Nächten nach einer Krebsdiagnose kommt es somit oft zu endlosem Grübeln. Du wälzt Sorgen und Ängste, reflektierst vergangene Gespräche hunderte Male? Das ist halt nicht gerade förderlich für erholsamen Schlaf. Hier unsere 3-Schritte-Anleitung gegen Grübelattacken:

Sobald du erkennst, dass du eigentlich schlafen willst und dich stattdessen in einer Endlosgrübelei verfangen hast, sag Stopp! Das kann ein innerliches Stoppsagen sein, oder, wenn du allein bist, gerne laut und deutlich. Du kannst dir auch ein rotes Stoppschild vorstellen.

Worüber hast du gerade nachgedacht? Hast du dich in Ängste hineingesteigert? War es Schwarzmalen? War es ein Endloskreis immer gleicher und wiederkehrender Gedanken? Es ist sinnlos, dich im Kreis zu drehen. Stell dich gedanklich neben den Strudel.

Hast du die Grübelschleife unterbrochen, lenke dich ab. Du könntest aufstehen und dir einen Entspannungstee zubereiten, ein paar Seiten in einem schönen Buch lesen, ein Hörbuch oder eine Meditation hören. Lass auf jeden Fall die Finger vom Smartphone und mach etwas Beruhigendes.

Was gesunden Schlaf ausmacht

Wanted: Guter und erholsamer Schlaf, der dich morgens ausgeruht und erfrischt fühlen lässt? Du hast das Gefühl, exakt die richtige Menge geschlafen zu haben und bist tagsüber megafit. Gesunder Schlaf senkt deinen Energiebedarf, organisiert das Gedächtnis, baut Muskeln auf und stärkt das Immunsystem.4 Das ist die eingebaute Recharge-Funktion, ohne an das Stromnetz zu müssen. Förderst du deinen Schlaf, kann das sogar zu mehr Wohlbefinden und besserer Lebensqualität führen, sagen Forscher:innen.5 Besseres Leben durch guten Schlaf? Also wenn das kein Ansporn für Schlafhygiene ist, wissen wir auch nicht weiter.

Tänzer in schwarzer Kleidung bei einem Auftritt auf der Bühne mit Bewegungsunschärfe.
Bei erholsamem Schlaf wechseln sich sogenannte REM-Phasen (rapid eye movement) mit Non-REM-Phasen ab, etwa alle 70 bis 90 Minuten, etwa vier bis sechs Mal in Summe. (Foto: Unsplash/Ahmad Odeh)

Bereite Stift und Zettel vor. Auf Seite zwei geht’s um die Folgen von fehlendem Schlaf. Wir sagen dir, was dagegen hilft.

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

Jetzt teilen