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Tired 24/7
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Fatigue. Die gefühlt endlose Müdigkeit

Erst der Krebs und dann auch noch ständig müde, erschöpft und wie gerädert. Wenn neben der Krebserkrankung auch noch Fatigue dazukommt, fühlt sich der Alltag sehr schnell unbewältigbar an. Was Fatigue ist und was dagegen hilft.

In den vergangenen Folgen unserer Serie „Kurvenkratzer-Checklisten“ haben wir uns die Chemotherapie reingezogen – in all ihren Aggregatzuständen. Einen sind wir aber schuldig geblieben, weil er so mächtig ist (und leider oft ignoriert und verharmlost wird), dass wir dafür ein separates Thema aufmachen: die Fatigue. Fa-was? Okay, hol dir ein Glas Wasser, wir erklären es dir.

Fatigue (ausgesprochen „Fatieg“) ist ein Zustand dauernder Erschöpfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Sie wird auch Fatigue-Syndrom genannt und tritt häufig bei Krebserkrankungen und Chemotherapien auf. Die Fatigue kann von selbst vorübergehen oder selbst nach Therapieende über Jahre andauern. Was Fatigue ist und was dagegen hilft, das erzählt Jens Ulrich Rüffer, Vorsitzender der Deutschen Fatigue Gesellschaft, in unserem Podcast „Let’s talk about Krebs, Baby!„.

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Wenn du ständig müde bist

Bist du den ganzen Tag extrem müde, antriebslos und vollkommen erschöpft? Fällt es dir deshalb schwer, den Alltag zu bewältigen? Fühlst du dich nicht belastbar und lässt vielleicht obendrauf auch noch deine Denkfähigkeit zu wünschen übrig? Das alles tritt seit der Diagnose deiner Krebserkrankung, seit Beginn der Therapie, oder auch erst danach auf? Dann könnte es sein, dass du vom Fatigue-Syndrom betroffen bist.

Frau in zusammengekauerter Haltung auf einem Stuhl, blickt aus dem Fenster.
Wer Fatigue nicht kennt, kann die andauernden Ermüdungssymptome nicht nachempfinden. Das Umfeld reagiert oft mit Unverständnis. Dabei ist es wichtig, Krebspatient:innen ernst zu nehmen. (Foto: Unsplash/Anthony Tran)

Warum Fatigue bei Krebs auftreten kann

Frag irgendjemanden mit Krebs nach schwerer Müdigkeit und man wird dir ein Lied davon singen. Fatigue ist keine Seltenheit bei Krebs und tritt als Folge der außerordentlichen Belastung auf:

  • einerseits körperlich durch die Erkrankung selbst (Tumoren, Metastasen, geschwächtes Immunsystem)
  • und als Nebeneffekt von Behandlungen (zum Beispiel bei Chemotherapien),
  • aber auch psychisch bedingt durch die lebensbedrohliche Extremsituation (Traumatisierung).

Lese-Tipp: Isabella Pichler: New Life loading – Das Faultier in uns namens Fatigue. Eine Leukämie-Betroffene berichtet in ihrem InfluCancer-Blog von „dieser saublöden Müdigkeit“.

Weil die auszehrenden Symptome andauernd auftreten, wird oft auch von einer „chronischen Fatigue“ gesprochen. Aber Vorsicht: Das ist genau genommen eine eigene Krankheit – mit einer vollkommen anderen Ursache.

Das chronische Fatigue-Syndrom (myalgische Enzephalomyelitis, ME/CFS) ist eine komplexe neurologische Erkrankung. Sie kann nach Virusinfektionen wie COVID, Influenza (Grippe) oder Pfeifferschem Drüsenfieber auftreten. Die Symptome bei der chronischen Fatigue gehen weit über jene der „krebsbedingten“ Fatigue hinaus.

Wenn selbst Schlaf nicht hilft

Es hilft übrigens nichts bei Fatigue, ausreichend zu schlafen – mal ganz abgesehen davon, dass Krebserkrankte auch von Schlafstörungen betroffen sein können. Selbst nach ausufernden Schäferstündchen fühlen sich Patient:innen erschlagen. Sogar ganz normale Tätigkeiten, wie Zähneputzen oder Kochen, werden zur Herausforderung.

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„Zwickt mich, ich glaube ich träume“, singt Austropopper Wolfgang Ambros. Auch Fatigue-Betroffene erzählen, dass sie sich manchmal selbst zwicken müssen, um wach zu bleiben.

Manchmal ist die Fatigue auf bestimmte Ursachen wie eine Blutarmut (Anämie) zurückzuführen. Tritt sie aber in Begleitung mit Krebs oder einer anderen chronischen Erkrankung auf, ist die Entstehung bisher noch nicht ausreichend geklärt. Es gibt dann mehrere auslösende Faktoren, die in Summe zur Fatigue führen können („multifaktorielles Geschehen“).

Ist die Fatigue nicht einfach nur eine Depression? Und was hilft? Lies weiter auf der nächsten Seite (dort ist auch unsere Checkliste).

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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