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HPV-Impfung: Aufklärungsbedarf
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Mit Humor und Haltung gegen HPV

Kurt Otter ist Optiker, Vater, Sportler – und plötzlich Krebspatient. Ein Halsknödel entpuppt sich als HPV-induzierter Tumor. Im Gespräch erzählt er uns, wie er es schafft, mit Humor und Haltung durch die Therapie zu gehen und warum ihm die HPV-Impfung heute besonders am Herzen liegt.

Du bist hier richtig, wenn: 

  • Dir HPV ein Begriff ist, du aber nicht weißt, was für Risiken der Virus birgt 
  • Du in Erwägung ziehst, dir die HPV-Impfung zu holen 
  • Du den coolsten Optiker aus Graz näher kennenlernen möchtest 

Von außen betrachtet ist Kurt ein sportlicher, energiegeladener, Vater von zwei Kindern und selbstständiger Optikermeister. Mit seiner prominenten schwarzen Brille ist Kurt somit auch wandelnder Markenbotschafter in eigener Sache. Passt zu ihm.  

Wer ihn sprechen hört, merkt schnell: Dieser Mann hat Humor, Haltung – und einen unerschütterlichen Lebensmut. Doch hinter seinem verschmitzten Lächeln und den Star-Wars-Insiderwitzen, liegt eine ernsthafte Erfahrung: ein HPV-induzierter Krebs. 

Meine Blutwerte waren ganz normal. Und eine Woche danach war auf einmal der Knödel da.
Kurt Otter

Im Herbst 2024 beschloss Kurt, mal wieder einen „Systemcheck“ zu machen – seine erste Gesundenuntersuchung seit 2018. Die Ergebnisse waren unauffällig: ein leicht erhöhter Cholesterinwert, sonst topfit. Eine Woche nach der Befundbesprechung kam dann doch alles anders.  

Kurt bemerkte beim Rasieren einen Knödel im Hals, den er dort noch nie gespürt hatte. Er wusste sofort, dass das nicht normal ist. Mit folgenden Worten und einem Hauch Sarkasmus suchte Kurt erneut seine behandelnde Ärztin auf: „Sie sind so lieb, herzlich und kompetent – ich habe mich so wohl gefühlt und deswegen bin ich schon wieder da. Aber das hier haben sie beim letzten Besuch nicht gesehen…“ Kurt muss lachen. 

Die Ärztin schickte ihn sofort zum Ultraschall. Die Diagnose: ein gutartiger Tumor, der aber raus muss. Die Terminlawine kam ins Rollen. Eine empfohlene Stanzbiopsie nahm Kurt direkt in Anspruch. Er wollte schließlich wissen, welche kleinen Übeltäter sich in seinem Hals eingenistet hatten. Der Befund? Ein HPV-induziertes Plattenepithelkarzinom am Zungengrund. Das war Stand 17. Dezember 2024. Die Diagnose? Krebs. 

„Wie geht’s mit dem Geschäft weiter?“ 

Kurt ist Selbstständiger. Er betreibt ein Optikgeschäft, das ohne ihn nicht läuft. Seine erste Sorge war daher nicht etwa sein Leben, sondern der Alltag: „Wie geht‘s mit dem Geschäft weiter, wie oft werde ich ausfallen, wie belastend ist es für meine Frau?“ Nach einer unruhigen Nacht nahm Kurt die Diagnose allerdings an.

Paar lächelt glücklich
Fragen, die sich Kurt nach der Diagnose gestellt hat: "Wie geht es mit dem Geschäft weiter? Werde ich häufig ausfallen? Wie belastend ist es für meine Frau?" (Foto: Privat)

Aber zurück zum Heute. Dem Tag unseres Interviews. Seither ist viel passiert: Die OP liegt hinter ihm, der Tumor wurde entfernt. Von einer Chemotherapie blieb er verschont, dafür standen insgesamt 30 Bestrahlungseinheiten am Programm. Zwanzig Termine hat Kurt bereits geschafft, zehn fehlen noch.  

Die Strahlentherapie sei bisher zwar „sehr zehrend“ gewesen – aber auch hier schafft er es, etwas Positives daraus zu ziehen. Als Augenoptiker hat er Zugang zu allen medizinischen, anatomischen und physiologischen Themen, wie er uns mit einem strahlenden Lächeln erzählt: „Strahlentherapie – total interessant, High Tech und Science Fiction – also, das ist super!“ Kurt lacht. 

Leben mit und trotz Therapie 

Vor der Diagnose hatte der Familienvater nie mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und ist „pumperlg‘sund“ (was auf österreichisch so viel heißt wie “topfit” oder “vollkommen gesund”) ins Krankenhaus gekommen, wie er erzählt. Bis zur Operation. Stolz zeigt er die Narbe, die sich senkrecht über seinen rechten Halsrücken erstreckt.  

Ich bin vielleicht nicht der klassische Krebspatient.
Kurt Otter

Selbst nach der Operation ist Kurt wieder Rad gefahren und hat Golf gespielt, mit prophylaktischer Magensonde versteht sich. Gebraucht hat er sie bis jetzt noch nicht, denn mit Trinknahrung und breiiger Kost kommt er aktuell gut zurecht, auch wenn er mit seinen Kalorien jetzt haushalten muss.

Die Leistung sinke zwar langsam, sagt er, aber: „Das ist auch vernünftig. Besser, wenn ich es nicht übertreibe.“ Kurt lächelt. 

Warum die HPV-Impfung Kurt besonders am Herzen liegt, erfährst du auf der nächsten Seite.  

Über die Serie

Stark sein? Runterschlucken? Das Schicksal ertragen? Wir von Kurvenkratzer bekommen latenten Brechreiz, wenn wir derartige Sprüche hören. Und warum flüstern wir, wenn wir über Krebs reden? Ja, Krebs ist in unserer Gesellschaft leider noch immer ein Tabu. Studien zufolge trifft aber jeden zweiten Menschen im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung. Krebs ist also alles andere als eine gesellschaftliche Nische.

In unseren Interviews sprechen wir mit Menschen, die Krebs am eigenen Leib erfahren haben oder nahe Betroffene sind. Wir reden mit ihnen über den Schock, den Schmerz, Hilfe zur Selbsthilfe, Humor und Sexualität, sowie darüber, wie es gelingt, Mut und Hoffnung zu finden. Damit möchten wir dich motivieren: Wenn du das Gefühl hast, über deine Erkrankung sprechen zu wollen, dann tu es. Du bist nicht allein.

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