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Stimmen aus der Community #KrebsundKinderwunsch
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Davids Wunder aus der Kryokonservierung

Davids Weg würde man eher weniger als „easypeasy“ beschreiben. Nach einem Non-Hodgkin-Lymphom, drei Monaten Covid und einer Trennung sehnt er sich nach einem weiteren Kind. Wie David sich den dritten Kinderwunsch trotz Krebs erfüllte.

Du bist hier richtig, wenn… 

  • du dich für Kinderwunsch trotz Krebs interessierst. 
  • du mehr über Kryokonservierung und ihre Chancen erfahren möchtest. 
  • du Erfahrungsberichte und Austauschmöglichkeiten suchst.

Entspannung ist für David heute wichtiger denn je. Nach allem, was war, braucht er diese Ruheinseln – beim Dartwerfen, beim Grillen mit Freund:innen oder im Stall bei den Pferden. Orte, an denen der Kopf endlich abschalten darf und der Körper nicht kämpfen muss.  

Kein Wunder, denn die letzten Jahre haben David ordentlich durchgeschüttelt. Bis zum Jahr 2019 lief alles nach Plan: Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik, dann Logistikmeister, später der Wechsel in die Spedition.  

Doch dann kam der Bruch. Die Diagnose: Non-Hodgkin-Lymphom. Sechs Runden Chemotherapie, Bestrahlung, Rückschläge, CAR-T-Zell-Therapie, Covid. Als der Körper langsam wieder mitspielte, ging privat alles auseinander: Die Partnerin weg, die zwei Kinder mitgenommen, und plötzlich war David allein mit einem Haufen Papierkram und keiner Zeit für die eigenen Gefühle. 

Aber David lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Weitermachen ist das Motto, komme was wolle. So lernt er seine neue Partnerin kennen und der Wunsch nach einem dritten Kind kommt schnell. Heute ist David Vater von drei Kindern. Die Suche nach dem eigenen Ich ist für ihn noch immer nicht abgeschlossen. Warum, erzählt er uns hier.

Mit der räumlichen Trennung von meinen Töchtern wuchs der Wunsch nach einem Kind, das bei mir lebt.

Wie hat die Krebsdiagnose deinen Kinderwunsch beeinflusst? 

Die Krebsdiagnose und der Kinderwunsch standen zunächst unabhängig voneinander. Zur Erstdiagnose hatte ich bereits zwei Kinder im Alter von drei und eineinhalb Jahren. Dennoch kamen die Ärzt:innen recht zügig mit der Frage auf mich zu, ob ich Sperma einfrieren möchte.

Ich wusste zu Beginn nicht, welche Entscheidung ich treffen sollte. Türe schließen, weil ich nicht weiß, was während der Therapie passiert? Oder offenhalten, für den Fall der Fälle? Ich entschied mich für eine Kryokonservierung, also für das Einfrieren der Spermien. 

Eisbecher in vereistem Gefrierfach
Damit dem späteren Glück nichts im Wege steht: Spermien einfrieren! (Foto: Unsplash/Dev Benjamin)

Kurze Zeit später trennte sich meine Partnerin von mir und nahm die Kinder mit. Plötzlich standen Themen wie Unterhalt, Umgangsrecht und rechtliche Formalitäten im Vordergrund. Ich hätte mir dahingehend mehr Aufklärung, Beratung und vor allem Unterstützung gewünscht.   

Lange habe ich versucht, der Diagnose und dem Thema Fruchtbarkeit aus dem Weg zu gehen. Welcher Mann möchte schon erfahren, dass er möglicherweise zeugungsunfähig ist? Allerdings wird für ein Kinderwunschzentrum unter anderem ein aktuelles Spermiogramm benötigt – und wie zu erwarten, war das Ergebnis deutlich schlechter als vor der Kryokonservierung.   

Gab es Entscheidungen, die du im Hinblick auf deinen Kinderwunsch treffen musstest? 

Mit der räumlichen Trennung von meinen Töchtern wuchs der Wunsch nach einem Kind, das bei mir lebt. Mit meiner neuen Partnerin – heute meine Ehefrau – kam dieses Thema recht schnell zur Sprache. Im Jahr 2023 gingen wir ins Kinderwunschzentrum. Seit Januar 2025 sind wir stolze Eltern unseres Sohnes Emil Maleo. Der Weg war schwer, besonders für meine Frau, aber wir wurden mit einem wundervollen Kind belohnt.  

Adoption war kurz ein Thema, kam dann aber wegen meiner Vorerkrankung nicht in Frage. Auch Leihmutterschaft war eine Option, falls gar nichts funktioniert hätte. Das lehnte meine Frau allerdings ab. Einen Austausch mit anderen Männern in einer ähnlichen Situation gab es kaum – dieses Thema wird von Männern leider oft verschwiegen.

Von Selbsthilfegruppen, speziell für Männer, habe ich auch nichts mitbekommen. Ein persönlicher Austausch wäre natürlich die beste Variante gewesen, damit andere davon profitieren können. Aber es ist ein individueller Weg, mit dem nicht jede Person etwas anfangen kann. 

Wie geht es dir heute und was kannst du anderen mitgeben? 

Mir geht es aktuell okay. Zurzeit bin ich körperlich stabil – meine mentale Verfassung ist aber nicht immer gut. Dank des Kinderwunschzentrums sehe ich mich in meinem Kinderwunsch bestärkt. Warum sollte ich keine Kinder mehr bekommen dürfen? Emotional gesehen, sind Kinder aber etwas Wundervolles.

Mein Eindruck ist, dass in unserer Gesellschaft generell viel zu negativ geredet und gedacht wird. Man sollte sich nicht auf Aussagen der breiten Masse konzentrieren. Um qualitativ hochwertige, emotionale Antworten zu bekommen, sollten Betroffene in der entsprechenden Community nachfragen. Ich vermisse hierbei echtes Verständnis.  Wer den Weg von Chemo, Bestrahlung und Co. nicht gegangen ist, sollte sich auch kein Urteil darüber erlauben.

Auf jeden Fall rate ich anderen, eine Kryokonservierung zu machen – und noch mehr nachzufragen, als man(n) schon macht. Die erste Frage sollte immer sein: „Wo bekomme ich Hilfe und haben Sie einen Kontakt für mich?“

Vorsorge zählt auch hier

Was einst nur eine eingefrorene Vorsorge war, wurde also zu Davids größtem Glück – dank Kryokonservierung konnte er sich seinen Wunsch nach einem weiteren Kind erfüllen. Hoffnung liegt eben manchmal in den kleinsten Zellen. 

Apropos Hoffnung. Vielleicht kann auch deine Geschichte anderen Mut machen? Was sind deine Erfahrungen? Wenn du deine Geschichte mit uns teilen willst, dann schreib uns gerne an hello@kurvenkratzer.at. Wir freuen uns auf dich! 

Links & Quellen 

Titelbild: Unsplash/Joshua Earle

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