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Selbstfürsorge
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5-4-3-2-1: Ein Countdown zu mehr Achtsamkeit

Abstand nehmen. Ins Hier und Jetzt kommen. Fokus neu setzen. Keinen Plan, wie dir das gelingen soll? Dann aufgepasst: Mit dieser Achtsamkeitsübung schaffst du all diese Dinge in 5, 4, 3, 2, 1 Schritten. Los geht’s.

Du bist hier richtig, wenn du…

  • dich oft gestresst fühlst und nicht weißt, wie du runterkommen kannst
  • Schwierigkeiten hast, dich von negativen Gedanken, deiner Vergangenheit oder einem Trauma zu lösen
  • eine einfache Methode suchst, um deine Achtsamkeit im Alltag zu stärken

In unserer hektischen Welt sind Stress und Sorgen oft allgegenwärtig. Wir verlieren uns. In Gedanken an die Zukunft, verharren in der Vergangenheit, versuchen uns abzulenken. Das „Doom-Scrollen“ auf Social Media ersetzt die nächtliche Lektüre, eine Packung Linsenchips während der Arbeit werden zum vollwertigen Mittagessen.  

Und eigentlich weiß man selbst, dass das alles noch deprimierter und gestresster macht. Ein Teufelskreis. Was dann hilft: Stopp sagen, innehalten und eine Stabilisierungstechnik aus der Traumatherapie anwenden, die wir dir heute vorstellen: die 5-4-3-2-1-Achtsamkeitsübung. Sie hilft, den Geist zu zentrieren, Stress abzubauen und das Bewusstsein für den Moment zu schärfen.  

Aber was ist Achtsamkeit überhaupt? Achtsamkeit bedeutet, ganz im Moment zu sein – mit allem, was dazugehört: Gedanken, Emotionen, Sinneseindrücke und Körpergefühl. Das Konzept der Achtsamkeit stammt ursprünglich aus dem Buddhismus als grundlegende meditative Praxis. Wissenschaftler:innen beschreiben es als „intensive Aufmerksamkeit in der Gegenwart“. Kurz gesagt: weniger Autopilot, mehr bewusstes Erleben. 

Weißt du, was noch zu mehr Achtsamkeit verhilft? Genau, Meditation sowie Sportarten wie Yoga, Pilates und Qigong. Über letzteres haben wir einen Artikel geschrieben. Lies mal rein!  

Worte Be here now auf Holzbalken
"Be here now" – also "im Jetzt sein" – weil der gegenwärtige Moment alles ist, was wir wirklich haben. (Foto: Pixabay/Harald Lepisk)

Achtsamkeit in fünf Schritten 

Die 5-4-3-2-1-Methode ist ein super Trick, um in stressigen Momenten wieder runterzukommen. Ursprünglich aus der Traumatherapie, hilft sie besonders Menschen mit belastenden Erinnerungen oder Flashbacks. Wie etwa auch nach einer Krebserkrankung. Entwickelt von der Psychotherapeutin Yvonne Dolan, bringt sie den Fokus durch bewusstes Sehen, Hören und Fühlen zurück in den Moment. So wird der Kopf wieder klar und Ängste verlieren an Stärke. Einfach, effektiv und überall anwendbar.

Mit der 5-4-3-2-1-Methode kannst du: 

  • Negative Gedanken stoppen 
  • Ungewollte Impulse im Griff behalten 
  • Nach Flashbacks oder Albträumen wieder im Hier und Jetzt ankommen 
  • Angst und Panik frühzeitig ausbremsen 
  • Besser einschlafen, wenn dein Kopf nicht zur Ruhe kommt 
  • Einfach mal entspannen, wenn der Stress zu viel wird 

Wenn die negativen Gedanken trotzdem weiterkreisen, versuche sie umzukehren. Das gelingt dir z. B. mit Affirmationen. Du willst wissen, wie du positives Denken lernen kannst? Das und weitere Tipps rund um Affirmationen haben wir in mehreren Artikeln zusammengefasst.

5-4-3-2-1: So geht’s!

Bevor es losgeht: Suche dir einen Ort, an dem du dich wohl und ungestört fühlst. Setze oder stelle dich entspannt hin und atme tief ein und aus. Diese Übung dauert nur wenige Minuten und kann jederzeit durchgeführt werden, wenn du dich gestresst oder überfordert fühlst. Du kannst die Übung aber genauso gut im Park, beim Spazieren oder an deinem Arbeitsplatz (in deiner Pause) durchführen. 

5 Dinge sehen

Schaue dich in deiner Umgebung um und benenne fünf Dinge, die du sehen kannst. Das können große oder kleine Dinge sein: ein Baum vor dem Fenster, die Farbe einer Wand, ein Muster auf dem Teppich oder deiner Kleidung, ein Gegenstand auf dem Tisch. Wichtig ist, dass du dich bewusst auf das Sehen konzentrierst. 

4 Dinge fühlen

Konzentriere dich nun auf deinen Tastsinn und ertaste und benenne vier Dinge, die du fühlen kannst. Die Textur deiner Kleidung, den Boden unter deinen Füßen, die Kälte oder Wärme auf deiner Haut oder das Möbelstück, auf dem du gerade sitzt. Lasse die verschiedenen Empfindungen bewusst auf dich wirken. 

3 Dinge hören

Achte jetzt auf drei Klänge oder Geräusche in deiner Umgebung. Vielleicht nimmst du zum ersten Mal das leise Ticken deines Weckers wahr oder hörst das Zwitschern der Vögel, den Wind, der durch die Bäume streicht oder deine Nachbarin, wie sie in ihrer Wohnung auf und ab geht. Bewerte nicht. Nimm einfach nur wahr 

2 Dinge riechen

Nimm nun zwei verschiedene Gerüche wahr. Wenn du unterwegs bist, könnten das Essensdüfte aus Restaurants oder Cafés sein. Befindest du dich zu Hause, könnte es der Duft deiner Kleidung oder deiner frischgewaschenen Haare sein.  

Mann riecht an Rosenwand
Riechen wird oft unterschätzt – und doch kann ein einziger Duft uns tief in den Moment zurückholen. (Foto: Unsplash/Danie Franco)

1 Sache schmecken

Zum Abschluss konzentriere dich auf deinen Geschmackssinn. Falls du gerade etwas isst oder trinkst, spüre den Geschmack auf deiner Zunge. Süß, salzig, herb, bitter, scharf? Oder vielleicht hast du gerade Zähne geputzt und noch den erfrischenden Geschmack deiner Zahnpasta im Mund? 

Diese „Runterzähl-Technik“ gibt der 5-4-3-2-1-Methode nicht nur ihren Namen, sondern hilft dir auch, Schritt für Schritt bewusster im Moment anzukommen, den Geist zu beruhigen und langfristig Stress zu regulieren. Der Schlüssel liegt darin, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, um negativen Gedankenspiralen vorzubeugen. 

Aber warum genau?  

Durch die bewusste Wahrnehmung unserer Sinne können wir uns aus dem Gedankenkarussell befreien und innere Ruhe finden. (auch wenn sich das nicht immer sofort so anfühlt). Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass unser Gehirn im entspannten Zustand effizienter arbeitet. Das limbische System – der Teil des Gehirns, der für die Entstehung von Informationen verantwortlich ist – fungiert als Informationsverteiler.

Unter Stress werden neue Informationen an die sogenannte „Monkey Mind“ weitergeleitet, wie dieses Phänomen von Expert:innen genannt wird. Dieser “Affengeist” handelt impulsiv, unbewusst, ruhelos, überspannt und launenhaft. 

In einem entspannten Zustand hingegen gelangen die Informationen in den Hippocampus und die Amygdala, Teile des Gehirns die rational und reflektiert agieren. Wer in Stresssituationen klar denken möchte, sollte daher zunächst einen gelassenen Zustand herstellen.  

Und die 5-4-3-2-1-Übung kann dir dabei helfen. Wenn du die Übung öfter machst, kannst du sie noch weiter anpassen, indem du versuchst, alle Sinne einzubeziehen oder die Reihenfolge zu ändern.

In diesem Artikel hast du gelernt:  

  • Wie die 5-4-3-2-1-Methode funktioniert und warum sie so effektiv ist
  • Was du konkret tun kannst, um dich in stressigen Momenten zu beruhigen
  • Wie du die Übung individuell anpassen und in deinen Alltag integrieren kannst

Zum Weiterlesen:  

Titelbild: Unsplash/Zane Lindsay

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