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Hallo ich bin Alexander

Er fragt sich ständig. Was brauchen wir für ein gelungenes Leben? Welche Lücken gilt es zu füllen? Was zählt wirklich? Das sind die zentralen Fragen, die ihn seit der Krebserkrankung antreiben. Was ihn und andere in Krebsdingen bewegt, schreibt er nun als Online-Redakteur für das Kurvenkratzer-Magazin auf.

Zur Welt gekommen bin ich 1980 in Wien, aufgewachsen aber umgeben von grünen Hügeln im niederösterreichischen Mostviertel. Vermutlich kommt daher meine starke Verbundenheit zur Natur. Ich liebe Bewegung und die unberührte Landschaft. 1994 kam ich zurück nach Wien und besuchte eine Schule für Elektronik und Telekommunikation.

Dort entdeckte ich schon bald die Vorliebe für Computer und arbeitete später als Programmierer. In der aufstrebenden Firma stieg ich rasch zum Teamleiter auf und belieferte als Softwareentwickler, Projektmanager und Unternehmensberater über 15 Jahre KMUs und Großkonzerne aus der Immobilienwirtschaft mit individuell angepassten Softwaresystemen.

Alexander Alexander An Der Kaffeemaschine
Als Barista an der Kaffeemaschine (Foto: Privat)

Erste Veränderung

Die Liebe für Computer schwand mit der Zeit. Deshalb gönnte ich mir 2014 eine Auszeit. Ich reiste nach Frankreich und Spanien, und fuhr mit einem Campervan durch Norwegen, Schweden und Finnland. Mein Herz brannte damals für Kaffee, also ließ ich mich zum Barista umschulen. 2015 erkrankte ich an Hodenkrebs.

Der Krebs war mir peinlich. Ich wollte ihn im wahrsten Sinne in der Hose verstecken. Daher behielt ich die Sache für mich und startete ein berufliches Intermezzo in einer Wiener Kaffeebar. Eineinhalb Jahre arbeitete ich dort als Chief Barista und Shop Manager und servierte grob geschätzt 20.000 Ladungen Espresso.

Alexander Alexander Beim Picknick Im Park_Felicitas Hammerschmied
Beim Picknick im Park (Foto: Felicitas Hammerschmied)

Und dann kam es dick

2017 beendete ich den Gastrojob und suchte nach meinem leiblichen Vater. Zur gleichen Zeit schmerzte die Schulter stark. Zu Ostern dann der Schock: Knochenmetastase im Oberarm – daher die Schmerzen. Glücklicherweise fand ich meinen Vater und ließ mich gegen den Krebs mit einer Radiochemotherapie behandeln. Weil die Tabuisierung der Erkrankung keinen Sinn mehr ergab, redete ich jetzt mit fast jeder Person darüber.

In dieser Zeit habe ich außerdem begonnen, intensiv zu schreiben. Meine Erfahrungen mit der Krebserkrankung und der Vatersuche veröffentlichte ich in einem Blog, aus dem ich später die Rohtexte für mein erstes Buch entnahm. Es ist 2019 im renommierten Wiener Verlag Kremayr & Scheriau erschienen und trägt den Titel „Als ich dem Tod in die Eier trat“.

Darin erzähle ich, was mir im Umgang mit der Krankheit konkret geholfen hat – Optimismus und Offenheit, Zuversicht und Akzeptanz, Loslassen alter Gewohnheiten und ein hoffnungsvoller Neubeginn. Was mich besonders freut: Es wurde vom Österreichischen Bundeskanzleramt mit einem Arbeitsstipendium für Literatur gewürdigt und wird als „Mutmachbuch“ gehandelt.

Alexander Alexander Bei Einer Lesung Im Cafe_Robi Faustmann
Bei einer Lesung im Café (Foto: Robi Faustmann)

Alexander heute

Ich lebe in Wien, arbeite an nächsten Buchprojekten und bezeichne mich selbst als Schüler der Glückseligkeit. Um Körper und Geist fit zu halten, fahre ich mit dem Rennrad durch die Gegend, laufe die eine oder andere Runde durch den Park, klettere immer wieder Wände hoch, meditiere regelmäßig und turne täglich auf der Yogamatte. Außerdem singe ich in einem Chor.

Mit meiner Krebserkrankung habe ich am eigenen Leib erfahren, welchen Unterschied es macht, Krebs zu tabuisieren oder offen über die Erkrankung zu sprechen. Mein metastasierter Hodenkrebs gilt mittlerweile als geheilt. Weil ich für einen achtsamen Umgang mit der Gesundheit bin und selbst die Kurve gekratzt habe, arbeite ich seit 2020 als Online-Redakteur für das Kurvenkratzer-Magazin.

Darüber hinaus engagiere ich mich bei der Initiative Loose Tie der Österreichischen Krebshilfe, beim Praevenire Gesundheitsforum sowie bei yeswecan!cer für die Enttabuisierung von männerspezifischen Krebserkrankungen. Wir brauchen nämlich ein neues Männerbild – eines, in dem der Mann nicht immer der Leistungsfähigste sein muss, in dem er auch in sich gekehrte Momente zeigen darf, und in dem Gefühle der Angst und Sorge Platz haben dürfen.

Alexander Alexander Beim Fallschirmspringen In Neuseeland_Skydive Taupo
Alexander, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen (Foto: Skydive Taupo)

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