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LEBEN-Kampagne
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Wir sind die, die leben.

Es ist Brustkrebsmonat aka „Pinker Oktober“. Und wir haben was mit dir zu teilen. Keine Werbung – versprochen. Wir wollen nur ein bisschen angeben. Mit einer Kampagne, die uns am Herzen liegt.

Du bist hier richtig, wenn…

  • du wissen möchtest, warum metastasierter Brustkrebs oft unsichtbar bleibt – und warum das ein Problem ist,
  • du erfahren willst, wie die Kampagne „Leben mit Metastasen“ Betroffenen eine Stimme gibt,
  • du verstehen möchtest, warum palliativ nicht „aufgeben“ heißt, sondern Leben und Lebensqualität bedeutet.

Normalerweise berichten wir im Kurvenkratzer Magazin nicht über Kampagnen, an denen wir als Agentur beteiligt waren. Na gut, so gut wie nie. Aber diesmal machen wir eine Ausnahme. Warum? Weil Brustkrebsmonat ist, wir aufklären und auf ein gemeinsames Projekt aufmerksam machen möchten, das in unserem Magazin auch Platz finden soll: die Awareness-Kampagne „Leben mit Metastasen“. *Tadaaaa!*  

Kein gewöhnliches Projekt. Sondern ein buntes, lautes, nahbares, freches. Ein Tabubruch, künstlerisches Statement und vor allem eins – eine Plattform für Frauen, deren Realität viel zu oft übersehen wird. Die Kampagne beschäftigt sich mit zwei Seiten einer Wahrheit: dem medizinischen Befund “metastasierter Brustkrebs” – und den Persönlichkeiten der Menschen dahinter. Neugierig geworden? Dann lies weiter. 

“Wir reden oft darüber, Krebs zu besiegen, aber viel zu selten darüber, mit Krebs zu leben.”
– Anna Farris (Co-Präsidentin & Gründerin von MBKS Schweiz)
"Ich bin die, die mutig auf ihr Herz vertraut." - Anna Farris. (Foto: Mirjam Murer)

Wer steckt hinter der Kampagne? 

MBKS. Genauer: „Metastasierter Brustkrebs Schweiz“. Der Verein wurde im Jahr 2024 von Anna Farris und Daniela Sansone gegründet. Daniela war Wegbegleiterin und Freundin, eine kritische Mit- und Vordenkerin – bis zu ihrem Tod im Januar 2025. Céline Leboutte ist heute Co-Präsidentin und selbst fast von Beginn an dabei.

MBKS setzt sich für die Sichtbarkeit, Aufklärung und Vernetzung von Menschen mit metastasiertem Brustkrebs ein. Die Vision: eine Gesellschaft, in der Betroffene gesehen, gehört und gestärkt werden. 

Der stille Gegner namens metastasierter Brustkrebs  

In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 6600 Frauen an Brustkrebs. Rund 10 Prozent der Brustkrebsbetroffenen sind bei der Diagnose bereits metastasiert – schwarz-weiß auf dem PET-CT-Bild und eine harte Realität im echten Leben. Metastasen zu haben, bedeutet zwar, unheilbar krank zu sein, aber nicht unsichtbar, nicht stumm und schon gar nicht “Tschüssikowski, Leben, das war‘s jetzt für mich.”

Trotzdem wird genau das oft so erzählt: entweder als pinke Happy-Survivor-Story oder als melancholische Endstation mit trauriger Klaviermusik. Die Wirklichkeit liegt irgendwo dazwischen – und sie ist laut, bunt und voller Leben.

„Ich bin die, die im Wald Blumen unterm Laub findet.”
– Julia Z. (Teilnehmerin)

Im Oktober leuchtet alles rosa und Awareness-Schleifen glitzern überall – und das ist super. Je mehr Aufmerksamkeit eine Krebserkrankung bekommt, desto besser, wenn es nach uns geht. Deswegen haben wir auch letztes Jahr einen Artikel dazu verfasst und den Pinktober unter die Lupe genommen. Schau vorbei!  

Wenn aber Metastasen ins Spiel kommen, reicht Pink einfach nicht mehr. Da geht’s um Schatten und Schattierungen, um Hoffnung, Aktivität, Alltag, um alles, was nicht in eine hübsche Schleife passt. Denn das Leben mit Metastasen sieht bei jeder Person anders aus. Genau deshalb gibt’s unsere LEBEN-Kampagne.

Auch MBKS-Mitgründerin Anna Farris, die seit zwei Jahren mit Lungenmetastasen lebt, sagt: „Unser Ziel ist es, dass Betroffene gesehen, gehört und gestärkt werden – ohne Scham, ohne Schweigen.“ Denn solange das Leben mit Metastasen in der Gesellschaft tabuisiert bleibt, fühlen sich viele allein. Und genau das ändern wir. Punkt.  

Metastasiert – was heißt das eigentlich?

Solange Metastasen klein sind und keine wichtigen Blut-, Lymph- oder Nervenbahnen blockieren, machen sie oft kaum Ärger. Aber wenn sie wachsen, wird’s kritisch: Sie drängen gesundes Gewebe zur Seite, Organe geraten an ihre Grenzen. Die Leber kann nicht mehr richtig entgiften, die Lunge kriegt zu wenig Luft, Knochen werden so schwach, dass sie brechen können.

Im schlimmsten Fall kommt es zu Organversagen – und ja, das kann tödlich enden. Klingt hart, ist es auch. Deshalb sind regelmäßige Checks so wichtig: CT, PET-CT, MRI oder Ultraschall zeigen, ob Metastasen sich ausbreiten oder Therapien anschlagen.

Ein Haufen wundervoller Menschen? Was wir vor dieser wundervollen Kulisse gemacht haben, erfährst du weiter unten. (Foto: Lupi Spuma)
Ein Haufen wundervoller Menschen? Was wir vor dieser wundervollen Kulisse gemacht haben, erfährst du weiter unten. (Foto: Lupi Spuma)

Pff, Metastasen. Wir machen Kunst daraus! 

So, und jetzt die Fragen aller Fragen: Was muss passieren, damit metastasierter Krebs kein Tabuthema mehr ist? Wir haben das so gelöst: Anfang 2025 haben wir zwölf Frauen aus der Schweiz eingeladen, die mit metastasiertem Brustkrebs leben – und wir wollten mehr als reden. Mit einem virtuellen Schreibworkshop und der Vervollständigung des simplen Satzanfangs „Ich bin die, die …“ fing alles an.  

Aus den Antworten der Frauen entstanden Bilder in unseren kleinen Köpfchen, aus den Gedanken wurden individuelle Inszenierungen – bis wir uns vier Tage lang gemeinsam im Vitznauerhof am malerischen Vierwaldstättersee getroffen haben.  

Es war ein buntes Team, voller kreativer Köpfe. Das Fotoatelier Lupi Spuma hat uns bei der fotografischen Umsetzung der Portraits aller Teilnehmerinnen geholfen. Aber nicht nur das. Es wurden auch Podcasts aufgenommen, Videos gedreht und so die jeweiligen Geschichten festgehalten – intensiv, ehrlich, manchmal anstrengend, aber vor allem stark, mutig und voll Leben. Und genau das zeigen wir jetzt in einer Ausstellung, auf Social Media und in all den Formaten, die klar machen: Wir sind viele, wir sind laut, und wir sind mehr als nur eine Diagnose. 

„Man hat seine Ups and Downs, aber man ist doch Mensch, Mutter, Frau – und nicht nur die kranke Person.“
 – Melanie V. (Teilnehmerin)

Palliativ bedeutet nicht „jetzt geht’s nur noch ums Sterben“, sondern Beschwerden lindern, Lebensqualität sichern – manchmal über viele Jahre. Sprich: das Leben möglichst geil gestalten, trotz Metastasen.  

PET-CT trifft Portrait 

Zum Start unserer LEBEN-Kampagne am 20. September 2025 waren wir live in der Aeschbachhalle Aarau in der Schweiz: eine Vernissage, die knallhart PET-CT-Bilder von Metastasen den Portraits von zwölf selbstbestimmten Frauen gegenüberstellt.  

Danach folgte eine Podiumsdiskussion mit SRF-Reporter Donat Hofer und der zentralen Frage: „Wie lebt man weiter mit der Diagnose metastasierter Brustkrebs?“ Wir haben über Sichtbarkeit, den Alltag mit der Krankheit und den gesellschaftlichen Umgang gesprochen – ehrlich, direkt und ohne Schönfärberei. 

"Wir sind die, die leben." (Foto: Mirjam_Murer)
„Heute habe ich ein Stück meiner Angst vor dem Unwissen verloren. Ich habe verstanden, dass diese Angst okay ist – und genau dadurch kann ich viel direkter und ehrlicher mit einer betroffenen Person über ihre Krankheit sprechen.“
– Donat Hofer (Moderator und SRF-Reporter)

Das war erst der Anfang. Denn jetzt geht „Leben mit Metastasen“ auf Tour! Und zwar durch die Schweiz als Wanderausstellung. Parallel dazu hat bereits die digitale Plattform gestartet  das multimediale Zuhause der Kampagne quasi. Den Link findest du am Ende in der Quellenbox. Dort findest du alle Geschichten, Fotos, Videos und Audio-Clips der zwölf Frauen.  

Du lebst ebenfalls mit metastasiertem Krebs? Du willst dazu beitragen, das Schweigen zu brechen? Dann poste dazu auf Social Media und verwende die Hashtags #lebenmitmetastasen,#ichbindiedielebt und #metastasierterkrebs und teile deine eigenen Sätze: „Ich bin der, der…“„Ich bin die, die…“ 

Die Vernissage geht auf Tour! Wann und wo die nächste Ausstellung stattfindet, erfährst du auf der Kampagnen-Website. (Foto: Mirjam Murer)
Die Vernissage geht auf Tour! Wann und wo die nächste Ausstellung stattfindet, erfährst du auf der Kampagnen-Website. (Foto: Mirjam Murer)
„Ich bin die, die nicht ins Raster passt.“
– Petra W. (Teilnehmerin)

Werte statt Werbung 

Am Anfang von MBKS war eine gemeinsame Vision: eine Gesellschaft, in der Menschen mit metastasiertem Brustkrebs gesehen, gehört und gestärkt werden. So ist auch unsere Kampagne kein Marketing-Stunt, sondern ein lautes, fettes, buntes Ausrufezeichen mit der Message: Metastasierter Brustkrebs darf nicht länger unsichtbar bleiben! 

Wir durften als Kurvenkratzer-Team bei der Umsetzung und Gestaltung als Kreativagentur dabei sein und sind stolz darauf. Sowas von stolz. Haben wir schon gesagt, dass wir stolz sind?  

Und dabei starten wir erst. So richtig. Mit Stimmen, die nicht mehr schweigen, und mit einer Botschaft, die bleibt: „Wir sind die, die leben.“

Weitere Links: 

Titelbild: Foto Ausstellung: Mirjam Murer; Portrait: Lupi Spuma; Collage: Kurvenkratzer

 

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