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Blinde sehen mehr.
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Von Frau zu Frau: Brustkrebsfrüherkennung der besonderen Art

Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Österreich. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Früh erkannt liegen die Heilungschancen bei rund 80 %. Brustkrebsfrüherkennung kann also Leben retten. Nichtsdestotrotz sind die Teilnahmeraten am Brustkrebsfrüherkennungsprogramm sehr gering. Nur rund 37 % aller Frauen ab dem 40 Lebensjahr gehen regelmäßig zur Mammografie. Was sind die Gründe dafür und welche Einstellungen haben Frauen gegenüber Brustkrebsfrüherkennungsmaßnahmen?

Brustkrebsfrüherkennung? Lieber nicht!

Laufendes Feedback von mittlerweile über 1.800 Patientinnen und auch erste Ergebnisse einer von discovering hands Österreich durchgeführten Wirksamkeitsstudie zeigen deutlich: Frauen haben unterschiedlichste Gründe nur unregelmäßig oder gar nicht an Brustkrebsfrüherkennungsprogrammen teilzunehmen. Viele haben Angst vor der Untersuchung selbst oder Angst etwas zu entdecken, manche unterschätzen ganz einfach das Brustkrebsrisiko oder sträuben sich aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel vor dem Ärzt*innenbesuch. Darüber hinaus haben viele Frauen eine Abneigung gegenüber schnellen und unpersönlichen Abläufen sowie technischen Geräten im Rahmen standardisierter Vorsorgeuntersuchungen. Oft hindern auch kulturelle Barrieren an einer Brustkrebsscreening-Teilnahme.

Oft fehlt es an persönlicher Zuwendung, Information und Zeit

Genau das möchte das Sozialunternehmen discovering hands Österreich ändern – und zwar auf eine ganz besondere Art und Weise. Seit über drei Jahren bietet discovering hands Frauen eine zusätzliche Methode zur Brustkrebsfrüherkennung an: die Taktilographie. Im Rahmen einer 45-minütigen Brusttastuntersuchung setzen die von discovering hands ausgebildeten blinden und sehbehinderten Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) ihren überlegenen Tastsinn für Vorsorge-Patientinnen ein.

Zahlreiche Frauen haben im Rahmen der Studie an Brusttastuntersuchungen bereits teilgenommen und sich, wie es eine Patientin so schön ausdrückt, „in sehr guten Händen gefühlt.“ Medizinisch-Taktile Untersucherinnen nehmen sich die Zeit, die in der modernen Medizin oft fehlt. In entspannter, ruhiger und persönlicher Atmosphäre entstehen neben dem systematischen Abtasten der Brust wichtige Gespräche von Frau zu Frau, was von Patientinnen „als wertvolle Ergänzung zu den herkömmlichen Untersuchungen“ angesehen wird. Erwartungen werden übertroffen, Ängste reduziert und ein Bewusstsein für Brustgesundheit geschaffen, wie Patientinnen berichten. Sie fühlen sich ernstgenommen und nach der durchgeführten Untersuchung besser informiert. Rund 97 % aller Teilenehmerinnen würden die klinische Brusttastuntersuchung sofort wieder durchführen lassen, wie eine erste Auswertung der discovering hands-Wirksamkeitsstudie zeigt. Noch dazu sehen Teilnehmerinnen ihre Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen als motivierende Vorbilder, die Brustgesundheit auch in eigene Hände zu nehmen und regelmäßiger Selbstabtastungen der Brust durchzuführen.

Kk Nicole Discovering_Hands_Grafik
Ergebnisse aus der ersten Auswertung der discovering hands-Wirksamkeitsstudie

Wirksamkeitsstudie wird in Kürze veröffentlicht

Damit in Zukunft noch mehr Frauen in ganz Österreich die discovering hands-Methode kennenlernen können, braucht es in Österreich jedoch noch die gesetzliche Anerkennung des Berufsbildes der Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen. Hieran arbeitet man bei discovering hands Österreich momentan auf Hochtouren. Als wichtiger Schritt in diese Richtung gilt der Abschluss der zuvor erwähnten Wirksamkeitsstudie, deren Ergebnisse in Kürze veröffentlicht werden.

Nähere Infos zu discovering hands gibt es auf ihrer Website oder auf Facebook, Instagram und LinkedIn.

 

Fotocredits:

  • „Handtastuntersuchung“: Jeff Mangione
  • „Wirksamkeitsstudie“: discovering hands

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