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Die Raubkatze unter den Superfoods
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Löwenzahn – ein Unkraut mit Biss

Ob als Wunscherfüller aus der Kindheit oder lästiges Unkraut im Garten, Löwenzahn ist uns bestens bekannt. Wusstest du aber, dass die Pflanze auch gesund ist? Wir verraten dir, warum sie auf deinem Teller und nicht in der Biotonne landen sollte.

Lies unbedingt weiter, wenn du

  • wissen willst, warum Löwenzahn so punktet,
  • wie er in der Küche eingesetzt wird,
  • Rezepte zum Nachkochen suchst.

Für Kinder ist die späte Version des Löwenzahns namens Pusteblume der absolute Knaller. Augen zu, tiefer Lungenzug und drauflospusten. So geht doch jeder Wunsch in Erfüllung. Die kleinen Samen, mit Flughärchen bewehrt, gleiten durch die Luft wie flinke Raubkatzen.

Der Löwenzahn, ein majestätischer Jäger in Pusteblumenverkleidung, erobert dabei nicht nur die Herzen der Kleinen, sondern auch als geschätztes pflanzliches Heilmittel die Arena der Naturmedizin.

Geburtstagsmuffin mit Kerze
Auf die Puste, fertig, los. Pusteblumen erfüllen Wünsche besser als die Kerzen am Geburtstagskuchen. (Foto: Pexels/Oleksandr P)

Tierisch gut

Löwenzahn (Taraxacum officinale) zählt zur Familie der Korbblütler und wird bis zu 40 Zentimeter hoch. Seine Löwenmähne entfaltet sich gewöhnlich zwischen Anfang April und Anfang Juli. Beheimatet ist der König der Unkräuter auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde und liebt stickstoffhaltige Wiesen und Weiden, gibt sich aber auch mit winzigen Lücken im Asphalt zufrieden.

Den Namen verdankt er seinen scharf gezackten Blättern, die mit etwas gutem Willen an Raubtierzähne erinnern. Doch obwohl der Name an Gefahr erinnert, ist der Löwenzahn nicht besonders bedrohlich. Im Gegenteil: Alle Pflanzenteile sind grundsätzlich genießbar und supergesund.

WENN du dich an gewisse Regeln hältst: Löwenzahn enthält nämlich Oxalsäure und Taraxacin. Zweiteres ist vor allem im Stängel enthalten, daher diesen in kleinen Mengen verzehren oder weglassen. Die Säure findet man vor allem in den Blättern, ähnlich wie bei Spinat. Junge Blätter enthalten weniger, weshalb du am besten die für den Salat verwendest.

Löwenzahn in einer Tasse
Das "Fell" der Pflanze ist kulinarisch vielseitig einsetzbar. (Foto: Unsplash/Dagmara Dombrovska)

Versteckter Genuss

Die wahre Kunst des Globetrotters liegt nicht nur in der Luft, sondern auch in den bis zu zwei Meter tiefen Wurzeln, die das Kraut im Blumenbeet zu einem wahren Überlebenskünstler machen. Das mag auf den ersten Blick als Ärgernis erscheinen, aber hier verbirgt sich das versteckte Glück im Unglück.

Denn die Raubpflanze ist ein wahres Nährstoffwunder. Sie steckt voller Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe – mit einem großzügigen Angebot an Vitamin C und einer Fülle an Kalium, Magnesium und Phosphor.

Die Löwenzahnwurzel ist besonders prall gefüllt mit Inulin, der Nahrung für die „guten“ Darmbakterien. Doch das ist noch nicht alles, denn hier versteckt sich auch Sesquiterpenlacton, eine Substanz mit ultrakompliziertem Namen und entzündungshemmenden Eigenschaften, die den Verdauungstrakt wieder in Schwung bringt.

Fun Fact:

Löwenzahn enthält fünfmal so viel Eiweiß, achtmal so viel Vitamin C und doppelt so viel Kalium, Magnesium und Phosphor wie Kopfsalat.

Stark wie ein Löwenzahn: Und der Hunger ist gegessen

Puh, jetzt haben wir die Inhaltsstoffe durch. Was heißt das jetzt für deinen Körper? Allgemein ist das gelbe Pflänzchen eine Ikone für die Verdauungsorgane. Neben den vielen tollen Inhaltsstoffen sind die Bitterstoffe in den Blättern, ähnlich wie bei Rucola, appetitanregend, verdauungsfördernd und entwässernd.

Vorsicht aber, wenn die Pflanze schon austreibt. Dann wird sie nämlich bitterer als Gin Tonic.

Französ:innen nennen die Pflanze auch piss-en-lit. Das bedeutet so viel wie „ins Bett machen“.

Auch in Österreich leistet man der harntreibenden Wirkung der Pflanze Tribut und nennt den Löwenzahn mancherorts liebevoll “Bettseicherl”. Deswegen lieber keine großen Mengen an Löwenzahn-Tee vorm Schlafengehen genießen. Achja, wusstest du, dass Löwenzahn früher auch als beliebtes Färbemittel galt? Gelb gewann man aus Blüten, rote Farbe aus Wurzeln. Nein? Gern geschehen!

Die Raubkatze im grünen Dschungel der Gesundheit fördert auch die Produktion der Gallenflüssigkeit, hält dich schlank und optimiert den Fettstoffwechsel. Für Leber- und Gallenprobleme ist der Löwenzahn also ein unverzichtbarer Jäger im Heilpflanzenrevier.

Löwenzahn in Pusteform in Neonfarben
Der Löwenzahn stellt die drei Himmelskörper dar. Die gelbe Blüte ähnelt der Sonne, die Pusteblume dem Mond und die sich ausbreitenden Samen den Sternen. (Foto: Unsplash/Wolfgang Hasselmann)

Auch Chines:innen wissen die Heilpflanze zu schätzen. Denn in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird die Heilerin schon seit Tausenden Jahren eingesetzt. Hierzulande findet der Löwenzahn in der Volksmedizin bei Leberreinigungen Anwendung und tritt unterstützend bei Herausforderungen wie Hepatitis, Gallensteinen und Leberzirrhose auf.

Auf der nächsten Seite erfährst du, wie Löwenzahn bei der Krebsbehandlung unterstützen könnte und wie du die Powerpflanze kulinarisch einsetzt.

Über die Serie

Avocado, Gojibeeren, Acai & Co. Die Rede ist von sogenannten Superfoods, welche den Körper bekanntlich entgiften und das Immunsystem stärken sollen. Wir gehen dem Ernährungstrend und Marketinghype auf den Grund und untersuchen, ob diese wirklich vital- und nährstoffreicher sind als herkömmliche Nahrungsmittel. Wir zeigen euch, welche regionalen Alternativen es zu den Exoten gibt und wie sie euch bei einer Krebsdiagnose gesundheitlich unterstützen können.

In unserer Superfood-Serie findest du nicht nur überraschende Gesundheitsbenefits, spannende Tipps, erstaunliche Fakten sowie den ein oder anderen heißen Kochtipp, sondern auch unsere Kurvenkratzer-Fact-Sheets, mit allen „healthy facts“ zu den jeweiligen Superfoods, alle auf einen Blick!

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