Das kleine Einmaleins des Sterbens
Oma liegt im Sterben. Die Kinder bekommen das mit. Gerade erst in die Welt geschlüpft, muss ihnen erklärt werden, warum ein Familienmitglied bald nicht mehr da ist. Jetzt stellt sich die Frage, wie mit Kindern darüber reden? Wie vorbereiten? Und wie trauern sie? Ein Ratgeber, um nicht länger von der Regenbogenbrücke sprechen zu müssen.
Hier erfährst du:
- Wie du mit (deinen) Kindern über den Tod, Trauer und Sterben sprichst,
- welche Umschreibungen du vermeiden solltest,
- was du stattdessen sagen kannst.
Warum ist der Himmel blau? Wie bin ich in deinen Bauch gekommen, Mama? Können Pflanzen auch niesen? Wie kommen eigentlich die Löcher in den Käse? Sind wir uns mal ehrlich. Ganz egal, ob man eigene hat oder nicht. Kindern das Leben zu erklären, ist schon schwer genug. Aber den Tod?
Oft wird man mit Fragen konfrontiert, die einen plötzlich nicht nur den eigenen IQ, sondern die gesamte Welt hinterfragen lässt. Aber wie einem Kind erklären, dass Kater Ferdi plötzlich nicht mehr zum Kuscheln kommt, Oma Gerda gerade im Krankenhaus liegt und bald wieder mit Opa Peter vereint ist. Oder, dass Onkel Franz ganz viele kleine Mitbewohner im Bauch hat, die ihn langsam aber sicher von innen auffressen. Määäp. So schonmal nicht.
Wir haben für dich und deine Kinder, bzw. die in deinem Umfeld, die Recherchebank gedrückt und uns schlau gemacht, wie du mit ihnen am besten über die sensiblen Themen Tod und Sterben sprichst und sie dabei unterstützen kannst.
1. Lügen haben kurze Beine
Zum gemütlichen Einstieg, ein Random Fact: Dieses Sprichwort geht darauf zurück, dass jemand mit kurzen Beinen nur langsam laufen und somit der Wahrheit nicht entkommen kann. Deswegen: Versuche es erst gar nicht bei deinen Kids. Ehrlichkeit und Offenheit sind hier das A und O.
Kinder sollten altersgerecht, aber ehrlich über den Tod informiert werden. Verwende klare und einfache Worte. Nix mit „Ende der Regenbogenbrücke“ und „ins Gras beißen“. Weitere lustige Redewendungen liest du in unserem Artikel „Zuletzt gelacht ist (noch lang) nicht totgelacht“. Der Tod ist nun mal ein natürlicher Teil des Lebens. Und genauso natürlich und ehrlich kannst du auch mit Kindern darüber sprechen.
Ein:e Verstorbene:r kommt nie wieder. Punkt. Lies ein bisschen weiter, dann nennen wir dir ein paar irritierende Ausdrucksweisen, die du im Gespräch mit Kindern vermeiden solltest.
2. Gefühle zulassen
Jede:r geht unterschiedlich mit dem Verlust einer geliebten Person um. Jede:r trauert anders. Wenn es dir hilft, stundenlang in deinen Polster zu schreien, dann tu genau das! Wenn du überhaupt nicht weinen kannst, dann ist das auch okay. Ermutige genauso Kinder dazu, ihre Gefühle auszudrücken und ihnen Raum zu geben, um Trauer, Wut oder Verwirrung zu verarbeiten.
Betone, dass alle Emotionen normal sind. Dass jedes Gefühl Platz hat.
3. Abschied nehmen mal 2
Jetzt mal ehrlich – wie komisch? Gestern noch gemeinsam gefrühstückt und heute schon am Planen der Beisetzung. Ja, danke. Finden wir auch. Wen wundert es dann, dass Kinder das nicht verstehen, wenn es schon für uns Erwachsene so unbegreifbar ist? Die Beteiligung am Abschiedsprozess einer verstorbenen Person kann helfen, den Tod besser zu verstehen.
Ermögliche deshalb auch Kindern die Teilnahme am Begräbnis oder der Beisetzung der Urne, an Ritualen oder Abschiedszeremonien, im Spital oder am Krankenbett. Welche Arten von Trauerritualen es noch so gibt, liest du in unserem Artikel „Ein Blick über den Sargrand – Trauerrituale rund um den Globus.“
Für viele Trauernde ist es oft auch enorm wichtig, die verstorbene Person nochmals tot zu sehen. Zu berühren. Sich ein letztes Mal persönlich zu verabschieden. So traurig das sein mag, aber das macht es tatsächlich oft greifbarer, die Person nur noch als Hülle wahrzunehmen, kalt, ohne Seele. Wenn dein Kind sich das wünscht und die Möglichkeit besteht, lasse es zu. Trotzdem kommt es natürlich immer auf das Kind und die Umstände an.
Welche Umschreibungen du lieber vermeiden solltest und wie es besser geht, erfährst du auf Seite 2.
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Über die Serie
Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.
Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.