4 min

Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist neben der Operation und der Chemotherapie ein wichtiges Element in der Krebstherapie. Ungefähr 50 % der Krebspatient:innen bekommt im Laufe der Krebserkrankung eine Strahlentherapie. Bei der Strahlenbehandlung handelt es sich um eine rein lokale Maßnahme. Die tumorzerstörende Wirkung tritt nur innerhalb des Bestrahlungsfeldes auf.

Die Strahlentherapie kann als alleinige Behandlungsmethode, in Kombination mit einer Chemotherapie und nach oder vor einer Operation durchgeführt werden.

Was passiert bei einer Strahlentherapie?

Bei der Strahlentherapie werden die Krebszellen mithilfe ionisierender Strahlung gezielt zerstört. Die Strahleneinwirkung kann die Erbsubstanz der Zellen so weit schädigen, dass die Zellen sich nicht mehr teilen und vermehren können. Die Tumoren werden kleiner oder verschwinden sogar. Auch gesunde Körperzellen werden hierbei in Mitleidenschaft gezogen. Normale, gesunde Zellen haben allerdings ein Reparatursystem, das solche Schäden ganz oder teilweise beheben kann. Da Tumorzellen nicht über ein solches Reparatursystem verfügen, sterben diese nach der Bestrahlung ab.

Die Strahlen ähneln denen einer Röntgenuntersuchung. Ihre Energie ist allerdings sehr viel höher. Sie sind, wohlgemerkt, für den Menschen weder sichtbar noch spürbar.

Welche Arten der Strahlentherapie gibt es?

Eine Strahlentherapie kann von außen oder von innen durchgeführt werden.

Strahlentherapie von außen

Die Bestrahlung von außen erfolgt durch die Haut. Bei den Geräten handelt es sich meist um Linearbeschleuniger. Die verschiedenen Bestrahlungsmethoden durch die Haut sind nicht für alle Krebsarten gleichermaßen gut geeignet.

Strahlentherapie von innen: Brachytherapie

Bei der Brachytherapie wird die Strahlenquelle direkt am Tumor oder an der Stelle im Körper, an der sich der Tumor vor der Operation befunden hat, platziert. Die Strahlung hat hierbei nur eine geringe Reichweite von wenigen Millimetern. Dadurch kann Tumorgewebe mit einer hohen Dosis bestrahlt werden, ohne dass das gesunde Gewebe zu sehr geschädigt wird.

Die Brachytherapie ist z. B. bei Gebärmutterhalskrebs, bei Prostatakrebs, bei Sarkomen oder bei Kopf-Hals-Tumoren eine Möglichkeit der Behandlung.

Strahlentherapie von innen: Afterloading

Eine spezielle Form der Bestrahlung von innen ist das Afterloading. Hier werden für einen kurzen Zeitraum sehr starke Strahlungsquellen verwendet. Der Tumor wird zunächst mit Schläuchen, Hohlröhren oder Hohlnadeln versehen, um die Strahlenquellen gezielt einbringen zu können. Das Afterloading wird u. A. bei Enddarmkrebs bei Gebärmutterhalskrebs und Scheidenkrebs eingesetzt.

Strahlentherapie von innen: nuklearmedizinische Strahlentherapie

Eine weitere Form der Strahlentherapie von innen ist die nuklearmedizinische Strahlentherapie. Am häufigsten werden radioaktive Substanzen verwendet, die Beta-minus-Strahlen aussenden. Diese werden in Form von Kapseln oder Spritzen in den Körper eingebracht. Die radioaktiven Substanzen gelangen durch den Stoffwechsel in das betroffene Organ und zerstören dort das Tumorgewebe. Die radioaktiven Substanzen  zerfallen innerhalb von ein paar Stunden oder Tagen.

Die nuklearmedizinische Strahlentherapie wird z. B. bei Knochenmetastasen angewendet.

Was ist eine palliative Strahlentherapie?

Die palliative Strahlentherapie wird eingesetzt, um Schmerzen und andere Symptome von Tumorerkrankungen zu lindern. Dabei werden Tumoren oder Metastasen gezielt bestrahlt. Die Bestrahlung erfolgt meist in wenigen Sitzungen und hohen Einzeldosen, um die körperliche und zeitliche Belastung der Patienten gering zu halten.

Die palliative Strahlentherapie lindert mit hoher Wahrscheinlichkeit Schmerzen und kann sogar Tumorschwellungen reduzieren. Bei Knochenmetastasen kann durch die Bestrahlung der Knochenaufbau verbessert werden.

Wie läuft eine Strahlentherapie ab?

Zunächst erfolgt eine umfassende Planung der Bestrahlung. Diese sorgt dafür, dass die Strahlen genau auf das betroffene Gebiet begrenzt sind. Der Tumor soll mit möglichst hohen Dosen bestrahlt werden, das gesunde Gewebe soll jedoch nur mit geringen Dosen belastet werden.

Der zu bestrahlende Körperabschnitt wird mit einer Computertomografie (CT) aufgenommen, um die Röntgendichte des Körpers individuell zu messen. Mithilfe der computerunterstützten Bestrahlungsplanung lässt sich im Voraus berechnen, welche Strahlendosis in welche Region des Körpers eingestrahlt wird.

Damit die Nebenwirkungen gering ausfallen und die gesunden Zellen genügend Zeit für die Regeneration haben, wird bei einer Strahlentherapie die gesamte Strahlendosis, auf mehrere Einzelsitzungen (Fraktionen) aufgeteilt.

Wie lange dauert eine Strahlentherapie?

Wie häufig und wie lange die Bestrahlung dauert, hängt von der Krebsart ab. Meist dauert eine Sitzung nur wenige Minuten. Der Zeitplan einer Strahlentherapie variiert von Tumor zu Tumor und von Patient:in zu Patient:in.

Die Strahlentherapie kann täglich – an fünf Tagen hintereinander, gefolgt von zwei Tagen Pause – durchgeführt werden. Auch mehrere Bestrahlungssitzungen an einem Tag oder nur ein- bis dreimalige Bestrahlungen wöchentlich sind möglich.

Die Therapie kann meist ambulant erfolgen. Wird die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert oder treten stärkere Nebenwirkungen auf, kann es sein, dass ein Teil der Behandlung stationär erfolgen muss.

Bei einer nuklearmedizinischen Strahlentherapie müssen die Patient:innen aus Strahlenschutzgründen wenigstens 48 Stunden auf einer nuklearmedizinischen Therapiestation bleiben.

Hat eine Strahlentherapie Nebenwirkungen?

Nebenwirkungen im Verlauf einer Strahlentherapie, treten meist nur vorübergehend an der behandelten Stelle auf.

Im Kopf-Hals-Bereich können Schleimhautentzündungen im Mund oder in der Speiseröhre sowie Hautrötungen an den bestrahlten Körperregionen auftreten. Bei einer Bestrahlung des Bauchbereichs können Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall typische Nebenwirkungen sein. Bei einer Bestrahlung des Gehirns kann es zum Haarverlust kommen.

Weiter vorübergehende Nebenwirkungen einer Bestrahlung können Müdigkeit, Fieber und Appetitlosigkeit sein.

Als Spätreaktionen sind Hautveränderungen oder Verhärtungen des Unterhautfettgewebes möglich.

Jetzt teilen