Juhu, ich werde aus dem Krankenhaus entlassen. Und jetzt?
Endlich nach Hause. Der langersehnte Tag wirft aber auch Fragen auf. Wie läuft das jetzt ab? Welche Vorbereitungen musst du treffen? Kurvenkratzer hat die Antworten – und ein konkretes Beispiel: Entlassung nach Brustkrebs.
Dieser Artikel liefert dir folgende Informationen:
- Wie läuft die Entlassung aus dem Krankenhaus ab?
- Worauf achte ich und welche Fragen sollte ich stellen?
- Welche Optionen habe ich für Transport, Pflege und Hilfe im Alltag?
- Infos speziell für Brustkrebspatient:innen
- Wie schaut es mit den Rehabilitationsmaßnahmen aus?
- Welche Möglichkeiten für palliative Versorgung gibt es?
- Praktische Checkliste zum Herunterladen!
Yay! Aus dem Krankenhaus entlassen! Aber was bedeutet das in der Praxis? Es ist der Job des medizinischen Personals, dir die entsprechenden Informationen zu geben. Solltest du dich nicht ausreichend informiert fühlen, können wir nur empfehlen: Hake nach! Und zwar so lange und so oft, bis du dich sicher fühlst. Ein paar der wesentlichsten Punkte stellen wir in diesem Artikel vor.
An wen kann ich mich wenden?
An deiner Entlassung sind alle Personen im Krankenhaus beteiligt, die auch schon bei der Behandlung für dich da waren. Das sind Ärzt:innen, Pflegekräfte, aber auch Psychoonkolog:innen, Pharmazeut:innen und weitere Spezialist:innen. Oft laufen die Informationen beim Kliniksozialdienst zusammen.
In einigen Krankenhäusern gibt es sogenannte Case Manager:innen – das sind Pflegekräfte, die alle Infos sammeln, die dich betreffen, und sich um die notwendigen Maßnahmen für dich kümmern.
Diese Fragen solltest du vor der Entlassung klären:
- Fühle ich mich gut genug, um entlassen zu werden?
- Wobei benötige ich Hilfe nach der Entlassung (sei konkret!)?
- Wie soll diese Hilfe aussehen?
- Ist mein Zuhause barrierefrei?
- Wer kümmert sich um mich (privat und professionell)?
So, jetzt geht’s los. Die Entlassung steht kurz bevor. Worauf solltest du also achten? Wir haben die wichtigsten Punkte für dich übersichtlich zusammengefasst:
Was bei der Entlassung nicht fehlen darf, ist der Entlassungsbrief. In diesem Dokument stehen alle wichtigen Informationen rund um deine Behandlung. Der Brief beinhaltet:
- deinen Aufnahmegrund
- deine Diagnose
- deine Therapie
- deine Medikamente
- Empfehlungen, wie deine Behandlung weitergeht
- Termine für Kontrollen
Wer deinen Entlassungsbrief sieht, entscheidest du allein. Das könnte der:die Hausärzt:in sein oder der:die Fachärzt:in. Ganz wie es für dich Sinn ergibt.
Frage nach einer Aufenthaltsbestätigung und du erhältst sie auf Wunsch vom Krankenhaus. Manchmal benötigen Arbeitgeber:innen sie. Für eine weitere Krankmeldung benötigst du eine Anschlussbescheinigung von deinem:deiner Hausärzt:in oder Fachärzt:in.
Wenn du nach deinem Krankenhausaufenthalt weiter Medikamente und Behandlungen benötigst, bekommst du die Rezepte und Verordnungen am Tag deiner Entlassung mit.
Die Medikamente, die du nach deiner Entlassung weiterhin nehmen musst, werden meist in einem Medikationsplan festgehalten. Es kann sein, dass der:die behandelnde Ärzt:in deine Medikamente vorübergehend umstellt und die Dosierung anpasst. Achte darauf, dass dein Rezept aus der Klinik zeitlich nicht verfällt. Für weitere Rezepte kannst du dich dann an den:die weiterbehandelnde:n Ärzt:in wenden.
Am Ende deines Krankenhausaufenthaltes fällt der Verpflegungskostenbeitrag an. Den zahlst du bar vor Ort oder per Erlagschein – wenn dein Krankenhaus supermodern unterwegs ist, dann mit Bankkarte.
Je nach Situation gibt es verschiedene Möglichkeiten für den Transport vom Krankenhaus in deine eigenen vier Wände. Wenn dich eine nahestehende Person abholt, fallen logischerweise keine zusätzlichen Kosten an. Falls dich der Rettungswagen nach Hause transportiert, kommt es auf deinen Gesamtzustand an. Wenn der Transport medizinisch nicht notwendig ist, musst du ihn in der Regel selbst zahlen. Bestenfalls fragst du also bei deiner Krankenkasse nach, ob Kosten entstehen. Worum du dich aber nicht kümmern musst, ist die Organisation des Transports – das übernimmt das Krankenhaus.
Nach deinem Aufenthalt kann es sein, dass du weiterhin (intensive) Pflege benötigst. Hierfür gibt es verschiedene Angebote. Sie reichen von Kurzzeitpflege über ambulante Tagesbetreuung bis hin zu mobilen Diensten wie eine Heimhilfe. Diese Angebote musst du allerdings selbst bezahlen. In Österreich hast du zwar Anspruch auf Pflegegeld, das deckt aber nur einen Teil der Kosten.
In Deutschland kannst du eine (höchstens siebentägige) häusliche Krankenpflege verordnet bekommen. Voraussetzung: Es lebt niemand mit dir im Haushalt, der:die dich pflegen kann. Viele Krankenhäuser bieten darüber hinaus sogenannte Brücken- und Überleitungspflege an, um die ersten Tage nach der Entlassung zu vereinfachen.
Für eine längere Pflege musst du abklären, ob du einen Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung hast. Ein Antrag auf einen Pflegegrad kann auch sinnvoll sein.
Falls du zu schwach bist, um alltägliche Besorgungen zu tätigen, können Freund:innen sowie Familienangehörige eine große Stütze sein. Falls das bei dir nicht möglich ist, solltest du das mit den zuständigen Mitarbeiter:innen im Krankenhaus klären. Lieferdienste sowie Hausbesuche von Ärzt:innen wäre dahingehend eine mögliche Alternative.
Wenn die Krankheit schon so weit fortgeschritten ist, dass andere Optionen keinen Sinn mehr machen, gibt es mehrere Möglichkeiten für eine palliative Versorgung. Diese kann in einem Krankenhaus mit Palliativstation stattfinden, oder aber, du kannst aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Ambulante palliative Versorgung
Diese Hilfe wird in Deutschland von rund 1.500 ambulanten Hospizdiensten geleistet. Die vorwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen beraten in Fragen der ambulanten Betreuung, arbeiten mit Ärzt:innen und Pflegediensten zusammen, begleiten die Angehörigen in der Zeit des Sterbens sowie danach. In Österreich gibt es auch Tageshospize.
Dieses teilstationäre Angebot richtet sich an Menschen, die an einer schweren und fortschreitenden Erkrankung leiden und zu Hause leben. Einmal oder mehrmals pro Woche können sie ins Tageshospiz kommen, lindernde Therapien erhalten, Kraft tanken und trotz schwerer Krankheit am sozialen Leben teilhaben.
In Deutschland gibt es erst wenige solcher Tageshospize. Mobile Palliativteams (Österreich) sowie sogenannte SAPV-Teams (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung in Deutschland) unterstützen Kranke und ihre Angehörigen zu Hause und sind in der Regel 24 Stunden pro Tag erreichbar.
Stationäres Hospiz
Es kann auch die Verlegung in stationäres Hospiz folgen. Diese muss in der Regel von einem Arzt oder einer Ärztin befürwortet werden. Auch die Krankenkasse muss zustimmen. Hospize sind eigenständige wohnliche Einrichtungen, in deren Mittelpunkt Menschen mit einer fortgeschrittenen lebensbegrenzenden Erkrankung und deren Angehörige mit ihren jeweiligen Bedürfnissen stehen. Die durchschnittliche Verweildauer in einem stationären Hospiz beträgt zwei bis vier Wochen. Selbstverständlich wird dir auch hier bei der Organisation geholfen.
Beispiel: Nach dem Brustkrebs
Die Maßnahmen nach der Entlassung sind natürlich je nach Grund des Spitalsaufenthalts unterschiedlich. Damit du ein Gefühl dafür bekommst, haben wir als Beispiel die Entlassung nach der Brustkrebs-OP herausgepickt.
So empfiehlt die Universitäts-Frauenklinik Tübingen, dass Duschen nach der Entfernung der letzten Drainage wieder möglich ist, wobei die Wunden nur durch vorsichtiges Abtupfen (nicht reiben) gereinigt und getrocknet werden sollten. Baden solltest du in den ersten sechs Wochen nicht, da es die Haut aufweicht.
Weiters empfohlen: Gezieltes Training unter Beachtung der physiotherapeutischen Anweisungen des Spitals. Durch konsequentes Training wird gewährleistet, dass deine Armbeweglichkeit voll erhalten bleibt. Schnelle oder abrupte Bewegungen wie beim Tennis oder das Arbeiten mit den Armen über Kopf solltest du vermeiden.
Die weiterführende Behandlung findet im Normallfall bei dem:der Hausärzt:in oder Gynäkolog:in statt, außer, es ist anders vereinbart. Wichtig: Sollten Beschwerden auftreten, solltest du das gleich melden.
Bitte beachte, dass deine individuellen Verhaltensregeln von diesen Empfehlungen abweichen können. Wie gesagt: Frage dein medizinisches Personal, bestenfalls hast du eine Breast Care Nurse.
Und wie geht es langfristig weiter? Das liest du auf der nächsten Seite.
- Seite 1
- Seite 2
Über die Serie
Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.
Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.
Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.