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Checkliste für den beruflichen Wiedereinstieg
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Vom K.O. zurück in den (Arbeits-)Ring

Der Krebs ist besiegt, die Energie begrenzt. Dennoch sehnst du dich danach, wieder in den Arbeitsring zu steigen. Feile mit uns an deiner Taktik und feiere schon bald dein Comeback. Bereit für den Gong?

2/3 Weiter geht’s mit Deutschland!

Runden 3-5 in Deutschland

Im deutschen Ring haben wir einen starken Move namens „Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)“ im Repertoire – seit 2004 Pflicht (Deutschland hat hier im Vergleich zu Österreich die Nase vorn). Ein individueller Eingliederungsplan wird hier geschmiedet, gemeinsam mit dem:der Arbeitgeber:in, dem:der behandelnden Ärzt:in und natürlich mit dir.

Zweck des BEMs ist es, Angestellte nach längerer Krankheit wieder zurück ins Unternehmen zu integrieren. Dafür sind Gespräche und die stufenweise Wiedereingliederung die Asse im Ärmel. Sie optimieren den Arbeitsplatz, um das Risiko einer erneuten Erkrankung zu mindern.

Du entscheidest selbst, ob du dich auf das BEM einlassen willst. Die Voraussetzung? Du warst innerhalb eines Jahres mindestens sechs Wochen arbeitsunfähig.

Runde 3: Ausdauer-Check – BEM-Gespräch

Lass uns einen Blick auf deine Ausdauer werfen. Beim BEM-Gespräch wird genau unter die Lupe genommen, wie dein neuer Arbeitsalltag gestaltet werden kann. Welche Aufgaben du weiterhin stemmen kannst und welche vielleicht nicht mehr.

So vermeidest du ein frühes K.O. Wichtig ist, dass du dir nicht zu viel vornimmst und deine Bedürfnisse klar kommunizierst. Wir wissen, dass du zielstrebig und pflichtbewusst bist, aber dich zu überfordern, bringt niemandem etwas.

Folgende Fragen kannst du hier klären:

  • Wird deine Einsatzfähigkeit wiederhergestellt oder bleiben Einschränkungen bestehen?
  • Wie wirkt sich das auf deine tägliche Arbeit aus?

Bestenfalls nimmst du eine zweite Sparring-Person zu diesem Gespräch mit. Besonders dann, wenn deine Konzentrationsfähigkeit und dein Gedächtnis noch nicht in Höchstform sind.

Hände auf einem Baumstamm
Wie im Training ist auch hier das ganze Team bereit für dich: Betriebs- oder Personalrat, eventuell die Schwerbehindertrenvertretung, Integrationsamt und Betriebs- oder Personalärzt:in. (Foto: Unsplash/Shane Rounce)

Runde 4: Trainingsplan nach dem Hamburger Modell

Jetzt geht es ans Optimieren. Im Rahmen des BEM werden deine Tätigkeiten so angepasst, dass ein reibungsloser Wiedereinstieg in den beruflichen Alltag möglich ist. Dabei hat sich Hamburger Modell bewährt.

Voraussetzungen

  • Antrag durch Ärzt:in, wenn bestehende Arbeitsunfähigkeit vorliegt
  • Absicherung durch Sozialversicherungsträger:innen und Vorgesetzte

Wie viele Stunden musst du arbeiten?

In der Regel startet das Hamburger Modell mit zwei Stunden Arbeit pro Tag. Dann steigerst du dich langsam, wie ein:e Boxer:in, der:die seine:ihre Schlagkraft aufbaut. Ein schriftlicher Wiedereingliederungsplan hält alles fest.

Achtung!

Die Krankenkassen können Mitglieder auffordern, einen Rehabilitationsantrag innerhalb von zehn Wochen zu stellen, andernfalls gilt der Vorgang als Rentenantrag. Daher ist es wichtig, den Sozialdienst um Hilfe zu bitten, und innerhalb der Frist Widerspruch einzulegen, wenn du noch nicht fit bist. Auch wichtig: Begründe den Widerspruch und bitte deine:n Ärzt:in um eine Prognose.

Teddy mit Nasen-Mund-Schutz
Wenn der Wunsch nach Rehabilitation mit Rückkehr ins Berufsleben später aufkommen sollte, sprich das bei deinem medizinischen Personal vor der Prognose an. (Foto: Unsplash/Volodymyr Hryshchenko)

Runde 5: Preisgeld – Wer zahlt mein Gehalt?

Im Ring des Arbeitslebens kann der Druck eines Comebacks nach einer Auszeit überwältigend sein. Doch wie in einem gut vorbereiteten Boxkampf übernehmen deine Trainer:innen (in diesem Fall die Sozialversicherungsträger:innen) die Verantwortung, dich finanziell zu unterstützen, während du stufenweise in den Ring zurückkehrst.

In dieser Phase hat dein:e Vorgesetzte:r keinen Anspruch auf deine volle Arbeitsleistung. Das ist deine Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen.

Um deinen Wiedereinstieg zu erleichtern, stehen dir spezielle Trainingsunterstützungen von der gesetzlichen Rentenversicherung als Teil der beruflichen Rehabilitation zur Verfügung. Diese Unterstützungsleistungen decken alles ab, was du brauchst, um wieder zurückzufinden. Egal, ob es darum geht, deinen aktuellen Platz im Ring zu verteidigen oder neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Brauchst du spezielle Hilfsmittel oder technische Geräte für deinen Arbeitsplatz? Kein Problem. Bei der Rentenversicherung kannst du die Übernahme der Kosten beantragen. Aber Achtung, die meisten dieser Leistungen sind Ermessensleistungen, da entscheidet die Behörde individuell.

Auf der nächsten Seite findest du alle Informationen für den Wiedereinstieg in Österreich.

Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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