Vitamin D – Freund der Sonne
Vitamin D ist kein Allheilmittel, aber es kann ziemlich viel. Mit Sonnenkraft angetrieben, für Knochenstärke und Immunfähigkeit, ranken sich viele Gerüchte um das D. Wir sagen dir, welche stimmen und welche nicht, wie viel du wirklich brauchst und ob es überhaupt sinnvoll ist, dir die sagenumwobenen Präparate zu gönnen. Let’s go!
So saisonal Vitamin D selbst ist, so saisonal sind auch die Debatten darum. Sobald die ersten Schneeflocken die Bergspitzen erreichen, tönt es: “Wir haben alle einen Vitamin-D-Mangel!”. Naja, klar, die Bürger:innenschaft der gemäßigten bis kaltgemäßigten Klimazonen verbringt mehr Zeit als je zuvor unter sonnenschützenden Dächern und die UV-Strahlen werden schwächer, je weiter man sich vom Äquator entfernt.
Dann sind da noch die Schwurbler, die Vitamin D als ein Allheilmittel plakatieren, das uns vorenthalten wird. Viele semiverirrte Behauptungen ranken sich um das Vitamin, das eigentlich gar kein Vitamin ist. Da fängt es schon an.
Dieser Artikel ist die Antwort auf folgende Fragen:
- Brauche ich Vitamin D?
- Wie viel Vitamin D ist gut und wie viel schlecht?
- Wofür brauche ich Vitamin D?
- Wovor schützt es mich?
- Wie entsteht Vitamin D?
- Soll ich Vitamin D mit anderem lustigem Zeugs mischen?
D wie DIY
Hallo, Freunde und Freundinnen der Sonne! Lasst uns erst einmal den Cliffhanger auflösen: Vitamin D ist kein Vitamin, sondern ein Hormon. Warum? Weil es unser Körper selbst herstellt – wenn das „D“ also für irgendetwas steht, dann wohl für DIY (Do-it-yourself). Denn jede einzelne Zelle unseres Körpers hat die erstaunliche Kapazität, Vitamin D zu produzieren.
Eine essenzielle Zutat braucht es dann aber doch noch: die Sonne. Der Körper kann nur synthetisieren, wenn UV-Strahlen auf die Haut treffen. Dabei wird das bevorzugte Vitamin D-3 generiert. Der große Bruder der D-Geschwister hält sich gerne in tierischen Produkten auf (Lebertran & Co) und ist doppelt so effektiv wie sein kleines Geschwisterchen D-2, das sich lieber zurückhält und sein Dasein in pflanzlichen Lebensmitteln (insbesondere Champignons) fristet.
Der Großteil des Bedarfs wird im Idealfall durch UV-Strahlung gedeckt (ca. 80-90%) und ein kleiner Teil (10-20%) kommt von außen über die Nahrung hinzu. Das gute D ist praktischerweise fettlöslich, wodurch sich der Körper einen Vorrat anlegen und mehrere Wochen und Monate ohne Vitamin D-Zufuhr überleben kann – gar kein Problem.
Wofür ist es denn jetzt gut? Für so einiges. Deswegen wird es ja auch gerne als Allheilmittel gepriesen. Dass Vitamin D viele verschiedene Funktionen im Körper hat, merkt man daran, dass mehrere Zelltypen und Organe Vitamin-D-Rezeptoren in sich tragen.
Was dir Vitamin D bringt
Die dankbarsten Profiteure sind wohl deine Knochen. Vitamin D sorgt dafür, dass das Skelett stabil bleibt, bis ins Alter. Und du hast es sicher kommen sehn: Das Immunsystem ist auch in LOVE mit dem D. Gerade im Herbst, wenn die Sonne nicht mehr genug UV bietet, oder im Februar/März, wenn deine Reserven aufgebraucht sind und die Grippesaison wütet, kommt dir Vitamin D sehr zugute.
Unverzichtbar ist es außerdem für funktionierende Nerven- und Herz-Kreislauf-Systeme. Eine amerikanische Studie ergab, dass Patient:innen, die einen sehr geringen Vitamin D-Haushalt aufwiesen, ein doppelt so hohes Risiko fuhren an einem Herzversagen zu sterben, als Patient:innen mit normalen Werten. Was noch? Ein begünstigter Hormonhaushalt: check. Schutz vor Atemwegsinfektionen: check.
Und jetzt gibt’s noch die zwei beliebtesten Faktoren, die wahrscheinlich 70% der Gründe ausmachen, warum Menschen überhaupt Präparate konsumieren: Covid und Krebs.
Es wird derzeit fleißig geforscht, um die Zusammenhänge zwischen dem Covid-Infektionsrisiko und einem unbalancierten Vitamin-D-Haushalt festzustellen. Und ja, man vermutet, dass Menschen mit einem Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes Risiko haben, an good old C zu erkranken, bzw. einen schwereren Verlauf zu durchleben. Aber das Studienfeld ist relativ neu und viele Faktoren wurden dabei noch nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse sind also bis dato unzureichend.
Und was ist jetzt mit dem Krebs? Vitamin D senkt zwar nicht das Krebserkrankungsrisiko, aber es verringert das Risiko an einer Krebserkrankung zu sterben. Macht irgendwie Sinn, hat ja alles mit Zellen zu tun. Krebs ist gleichbedeutend mit ungesundem Zellwachstum. Und im Falle von Prostata-, Brust- & Darmzellen kann das gute D das vor Ort verhindern. Drei Metaanalysen klinischer Studien errechneten in den letzten Jahren, dass eine Vitamin-D-Supplementierung mit einer Verringerung der Sterberate an Krebs um ca. 13 Prozent einhergeht.
In der Mangel des Mangels
Ja, wir blassen, videospielzockenden, HomeOffice-arbeitenden, Lockdown-leidenden Bewohner:innen mitteleuropäischer Breitengrade und UV-undurchlässiger Gebäude sind schön anfällig für Vitamin D-Mangel.
Sollte keine Überraschung sein eigentlich. Dann kommt aus einer wissenschaftlich verifizierten Richtung noch die Warnung vor Hautkrebs, und der Markt für Vitamin-D-Präparate boomt. Lasst uns eines klarstellen: Niemand hat je gesagt, dass stundenlang-in-der-Sonne-braten eine gute Idee ist. Außerdem setzt sich Hautkrebs aus mehr Faktoren zusammen als einem Sonnenbad.
Wichtig ist vor allem, dass man Sonnenbrände vermeidet. Abgesehen davon ist Hautkrebs gern mal aggressiver, wenn es an Vitamin D fehlt, wie mehrere Studien beweisen. Wer eine gesunde Beziehung mit der Sonne führt, lebt länger.
Tipps, Tipps, Tipps:
- Der Krebsinformationsdienst empfiehlt, sich bei Sonnenschein im Freien aufzuhalten, mindestens zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten. Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen sollten für diese Zeitspanne unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein.
- Geh Sonnenstrahlenbaden zwischen 12 und 15 Uhr am Nachmittag, denn da ist die UV-Strahlung am höchsten. Abendsonne nützt D-mäßig wenig bis gar nichts. Die beste Zeit ist also meist zwischen 14 und 15 Uhr.
- Ach, und für alle Stubenhocker: geschlossene Fenster lassen auch zu wenig UV durch!
- In südlicheren Breitengraden ist die Sonneinstrahlung höher. Das heißt, ein Winterurlaub südlich von Rom lässt den im Winter verkümmerten Vitamin D-Spiegel ganz schnell wieder in gesündere Höhen schießen. Auch gut: ein Skiurlaub in luftigen Höhenmetern bei Sonnenschein.
Ein Mangel drückt sich in typischer Wintermanier in Müdigkeit, Erschöpfung und Abgeschlagenheit aus. Mann und Frau sind zudem anfälliger für Infektionen und wenn’s hart auf hart kommt auch ein wenig Haarausfall.
Auf Seite 2 erfährst du wie viel Vitamin D du brauchst, wie viel zu viel ist und was passiert, wenn du zu wenig davon hast.
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Über die Serie
Putzmittel, Kosmetik oder natürliche Arzneimittel selbst herstellen? Gar kein Problem. Denn du hast wahrscheinlich alles dafür im Küchenschrank! Die Natur hat uns zahlreiche kleine Helferlein geschenkt, die bereits unserer Großeltern zu schätzen wussten – und genau die stellen wir in der Serie „Aus Omas Küchenschrank“ vor. Feier mit uns die Renaissance des Küchenschranks und erleichtere deinen Alltag mit unseren nützlichen Tipps, How-tos und Lifehacks.