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Prompten als Werkzeug für Patient:innen
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So rockst du das Arztgespräch mit Künstlicher Intelligenz

Mit den richtigen KI-Prompts zum angenehmen Arztgespräch? Wir zeigen dir, wie du Künstliche Intelligenz (KI) zur Vorbereitung und Einordnung von Informationen nutzt – ganz ohne Datenschutz-Fails und Halluzinationen. 

Seite 2/2: Jetzt prompten wir uns die Finger wund! Unter anderem lernst du jetzt, wie du die KI als Partnerin auf dem Weg zur Entscheidungsfindung nutzt.

Nach dem Gespräch (ist vor dem Gespräch) 

So. Das erste Gespräch hast du erfolgreich gemeistert, aber das nächste ist schon am Horizont. Jetzt kommt die KI erst so richtig zum Zug. Mit ihrer Hilfe kannst du nun Komplexes verständlich machen, Möglichkeiten aufzeigen lassen, und, und, und. Wir geben dir mehr als nur ein paar konkrete Anwendungsbeispiele: 

  • Ziel: Vertrauen in die eigenen Fragen und Entscheidungen stärken. 
  • Was herauskommen soll: 
    • Überblick über Vor- und Nachteile von Therapieoptionen
    • Infos zu möglichen Nebenwirkungen
    • Allgemeine Fragen für das nächste Arztgespräch
  • Beispiel-Prompt:
    „Meine Diagnose ist XY. Welche Faktoren sollte ich berücksichtigen, wenn ich mich zwischen medikamentöser Therapie und Operation entscheiden müsste? Welche Vor- und Nachteile hat Option X, welche Option Y?“ 
  • Wichtig: 
    • Prüfe die Ergebnisse immer im Arztgespräch nach. 
    • Triff Entscheidungen nie nur aufgrund des KI-Ergebnisses. 
  • Ziel: Eine erste Übersicht über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bekommen. 
  • Was herauskommen soll: 
    • Infos zu medikamentösen, operativen und alternativen Therapien 
    • Details zu Anwendungsbereichen, Art der Anwendung und Behandlungsabständen 
    • Einschätzung zur Integrierbarkeit der Therapie im Alltag
  • Beispiel-Prompt:
    „Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Krankheit/Symptom X? Berücksichtige dabei Applikationsform, Behandlungsintervall und Integrierbarkeit im Alltag.“ 
  • Ziel: Verschiedene Behandlungsoptionen besser verstehen und fundierte Entscheidungen treffen. 
  • Was herauskommen soll: Überblick über die Unterschiede in Wirkmechanismus, Anwendungsform, Nebenwirkungen und Erfolgsaussichten von Therapien 
  • Beispiel-Prompt:
    „Welche Unterschiede gibt es zwischen Therapie A und Wirkstoff B? Was sollte ich als Patient:in über Wirksamkeit und Sicherheit wissen?“ 
  • Ziel: Zusätzliche Unterstützungsangebote kennenlernen. 
  • Was herauskommen soll: Links zu Infomaterialien, digitaler Begleitung, Hotlines etc. für die eigene Erkrankung oder Therapie
  • Beispiel-Prompt:
    „Welche zusätzlichen Unterstützungsangebote gibt es für Patient:innen mit Erkrankung/Therapie X in Deutschland/Österreich/der Schweiz?“ 
  • Ziel: Zugang zu neuen Therapieoptionen durch klinische Studien finden. 
  • Was herauskommen soll: 
    • Liste von aktuellen Studien, die zur eigenen Erkrankung passen und die gerade Patient:innen aufnehmen. 
    • Informationen zur Registrierung und Teilnahme. 
  • Beispiel-Prompt:
    „Finde aktuelle klinische Studien zu Erkrankung XY in Deutschland oder Europa. Die Studien sollten sich in der Rekrutierungsphase befinden und für Patient:innen mit Erkrankungsstadium XY (z. B. metastasierter Brustkrebs) geeignet sein. Suche in vertrauenswürdigen Studienregistern wie ClinicalTrials.gov, EU Clinical Trials Register oder DRKS. Gib eine Anleitung zur Registrierung und Kontaktaufnahme.“ 
  • Ziel: Medizinische Fachbegriffe in leicht verständliche Sprache übersetzen. 
  • Was herauskommen soll: Erklärung von komplexen Arztbriefen, Befunden oder im Gespräch notierten Fachbegriffen 
  • Beispiel-Prompt:
    „Bitte erkläre mir den Begriff XY aus meinem Arztbrief mit einem Beispiel.“ 
  • Wichtig: Wenn du Dokumente wie Befunde oder Arztbriefe scannst und hochlädst, verschleiere mit PDF-Readern oder Bildbearbeitungsprogrammen personenbezogene Daten wie Name und Adresse.
  • Ziel: Medizinische Texte in andere Sprachen übersetzen. 
  • Was herauskommen soll: Übersetzung von Entlassungsbriefen oder Befunden in eine andere Sprache 
  • Beispiel-Prompt:
    „Bitte übersetze den folgenden medizinischen Text ins Ukrainische. Achte dabei auf eine leicht verständliche Sprache.“ 
  • Wichtig: 
    • Lasse personenbezogene Daten (Name, Adresse) weg. 
    • Ziehe bei Unsicherheiten Fachleute oder Muttersprachler:innen hinzu.

Künstliche Intelligenz bleibt “künstlich” 

KI hat nicht studiert 

So hilfreich KI im Alltag sein kann – sie ist kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ärzt:innen. Denn KI-Tools liefern keine Diagnosen und dürfen das auch gar nicht. Sie können dir helfen, den Überblick zu behalten, Fragen zu formulieren oder Fachbegriffe zu verstehen – aber am Ende braucht es immer die medizinische Einschätzung durch Fachleute. 

Bleib anonym 

Außerdem: Achte gut auf deine Daten. Gib keine Namen, Adressen oder andere persönliche Infos ein – lösche sie auch aus gescannten Arztbriefen oder Befunden (oder maskiere sie).

Warum? Deine Gesundheitsdaten gehören zu den sensibelsten Informationen überhaupt. Wenn du Daten mit konkreten Bezügen zu dir selbst in ein KI-Tool eingibst, riskierst du, dass diese Daten (unfreiwillig) weiterverarbeitet oder gespeichert werden – auch wenn das Tool das Gegenteil behauptet. Ein Blick in die Einstellungen deines intelligenten Helferleins lohnt sich, am besten noch vor der ersten Nutzung.

Wenn KI halluziniert 

Es kommt vor, dass sich die KI Inhalte „ausdenkt” – das nennt man „Halluzinieren“ (hat nichts mit Schlafentzug oder Drogen zu tun), und das kann zwar überzeugend klingen, ist aber schlichtweg falsch.  

Warum halluziniert KI? Weil die Modelle mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Sie geben uns Infos, die aufgrund von ihren Trainingsdaten am ehesten zu unseren Fragen und Anliegen passen. Und so wirst du auch bei exakt gleichen Prompts niemals die exakt gleiche Antwort von deinem künstlichen Gegenüber bekommen.  

Wegen solcher Abweichungen ist es so wichtig, dass du nachrecherchierst und bei deinem Arzt oder deiner Ärztin nachhakst, wenn dir etwas Spanisch vorkommt. KI lernt noch und wir müssen auch lernen, mit ihren Risiken und Chancen umzugehen. 

Grafitti Homer Simpson mehrfarbig irre wirkend
Halluzinierende KI? Ja, das kann vorkommen. Deswegen immer einen Faktencheck durchführen und wichtige Entscheidungen immer mit deinem menschlichen Behandlungsteam abklären. (Foto: Unsplash/Sharice Miller)

Empfehlungen für KI-Tools 

  • ChatGPT
    Der Branchenprimus: Ein KI-gestützter Chatbot, der Texte schreibt, Fragen beantwortet, Inhalte erklärt und sich besonders gut für kreative, dialogbasierte Aufgaben eignet. 
  • Google Gemini
    Das KI-Modell der allmächtigen Suchmaschine ist in den meisten Google-Services integriert und eignet sich besonders gut für die Verarbeitung von Bildern, für Recherchen und Zusammenfassungen. 
  • Perplexity
    Auch das ist ein KI-gestütztes Such- und Antworttool, das aber spezifisch für aktuelle Recherchen mit zuverlässiger Quellenangabe herangezogen werden kann. 
  • MedLM
    Eine spezialisierte medizinische KI, trainiert auf Fachwissen aus der Medizin – besonders geeignet für medizinische Fachfragen, Diagnostikunterstützung und klinische Beratung (ist eher auf Profis zugeschnitten, aber du kannst es ja mal versuchen). 
  • Notion
    Die Produktivitäts-App Notion wird von einer ordnungsliebenden KI unterstützt – ideal zum automatischen Zusammenfassen, Umschreiben und Strukturieren von Notizen, Aufgaben und Dokumenten. 
  • Reflect
    Ein KI-gestütztes Journaling-Tool – besonders gut für persönliche Wissensorganisation, tägliches Schreiben und vernetztes Denken. 
  • KI-Note
    Ein KI-gestütztes Audioverarbeitungsprogramm, das in Windeseile für dich transkribiert und zu Protokollen zusammenfasst. 

Hilfsmittel, nicht Doktortitel 

Schlussendlich ist KI ein toller Sidekick. Sie spart dir eine Tonne Zeit und hilft dir gleichzeitig, deine Gedanken zu ordnen. Promptest du zielgenau, spuckt sie allerlei Hilfreiches aus und weiß manchmal mehr als du – aber verlass dich trotzdem nicht blind auf sie.  

Nutze sie, um die wertvolle Zeit beim Arztbesuch so gut wie möglich zu nutzen. Aber egal, welche Info sie dir noch zusätzlich serviert – bleibe skeptisch und frage echte Ärzt:innen mit echten Abschlüssen.

Quellen und Links:  

Titelbild: Unsplash/Marek Pavlik

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