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Positive Psychologie für ein geiles Leben

Positive Psychologie ist die wissenschaftliche Studienrichtung, die sich mehr um dein Wohl sorgt als jede andere. Der Fokus der Psychologie lag oft nur auf den Dingen, die nicht mit dir stimmen. Das ist heute anders – und wie! Unsere Anleitung zum Glück.

Positive Emotions

Das Erleben positiver Emotionen kann deine Gesundheit, dein Leben, deine Karriere, deine Beziehungen, deinen Stuhlgang, einfach alles verbessern. Sie sind die Reaktion auf (teils alltägliche) Ereignisse, die dir jeden Tag passieren, wie Trost, Lachen, Vergnügen, Liebe und Akzeptanz. Schau, schau, ist das nicht eher eine positive Reaktion auf eine negative Emotion?

Ja, in der Tat. Bei positiven Emotionen geht es nicht nur darum, im Moment glücklich zu sein, sondern auch darum, in der Lage zu sein, deine Vergangenheit und Zukunft aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten. Negative Emotionen geben uns einen Kontrast zu positiven Emotionen. Würden sich die positiven Emotionen ohne das Negative immer noch so gut anfühlen?

Tipps: Positive Emotionen kann man üben. Lege dir ein Büchlein auf den Nachttisch, in das du jeden Abend vor dem Einschlafen schreibst:

  • Drei positive Dinge, die du heute erlebt hast
  • Warum waren sie positiv?
  • Hast du etwas geschafft? Ist dir etwas Außerordentliches gelungen? Ist et-was Schlechtes doch nicht eingetreten? Schöne Zufälle? Nette Begegnungen?

Positive Affirmationen:

Können dein Denken umstrukturieren und in eine positive Richtung lenken. Dabei kann alles Mögliche behandelt werden. Du musst in der Lage sein, der Affirmation Glauben zu schenken, damit sie funktioniert. Das schaffst du, indem du sie deinen Wertevorstellungen ent-sprechend formulierst. Von Vorteil ist es auch, sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Bist du beispielsweise krank, ist es besser, du wiederholst die Phrase „Ich heile”, als den Satz „Ich bin gesund“. Wir haben einen ganzen Artikel zu Affirmationen für dich!

Spiegelgedanken
Spieglein, Spieglein an der Wand? Hab ich es drauf? Ja? Cool. (Foto: Pexels/Andrea Piacquadio)

Fun Fact:

Positive Emotionen können auch das Ergebnis deines inneren Dialogs sein!

Engagement

Engagement bedeutet in der positiven Psychologie, dich in eine Tätigkeit so hingebungsvoll zu vertiefen, dass du bereit bist, sie nur ihrer selbst willen zu tun. Diesen Zustand nennt man auch „Flow“. Du erkennst ihn daran, dass Zeit keine Rolle mehr spielt, wenn du dich fast mühelos der Herausforderung stellst. Wenn du auf dem Piano herumklimperst und dich das Improvisieren derart verschluckt, dass du zwei Stunden später aufwachst und dich fragst, wo du eigentlich gerade warst.

Oder wenn ein Kind in seiner glückseligen Fantasie nicht nur Spiderman spielt, sondern Spiderman ist. Die Außenwelt existiert nicht mehr. Die Mutter ruft zum Mittagessen, aber die Worte kommen nicht an – das Kind ist weg, da ist nur noch Spiderman. Im Flow treffen das Ying-Yang von Forderung und purem Können aufeinander und ergeben unbeirrte Konzentration. Deutsche Wissenschaftler nennen das auch manchmal „Funktionslust“. Ach, Deutsch ist so eine unromantische Sprache.

Tipps:
  • Flow ist ein Zustand und keine Technik. Für das Erleben des Flowzustands müssen ablenkende Störelemente beseitigt sein.
  • Finde eine Aktivität, die diesen Zustand in dir auslöst. Bei uns im Kurvenkratzerteam haben wir ganz unterschiedliche Methoden. Martina findet den Flow beim Kiten, David beim Songschreiben, Lena beim Klettern, Tanya beim Gamen und Alex beim Chorsingen.
Kurvenkratzer beim Kiten
Martina hat auch die anderen Kurvenkratzer zum Kiten begeistert... (Foto: Martina Hagspiel)

Relationships

Seligman meint, das beste Gegenmittel gegen die „Betrübnisse“ des Lebens seien gute, freudige Beziehungen. Sie geben Halt, bestärken, inspirieren und lassen uns zugehörig und geborgen fühlen. Außerdem reflektieren und verstärken sie deine positiven Emotionen. So ist zum Beispiel das Lachen mit der besten Freundin wegen einer lustigen Filmszene intensiver und erfüllender, als das Netflixen für sich allein in der U-Bahn.

Die Aussicht mit deiner Liebschaft und billigem Rotwein aus dem Tetrapack zu genießen, ist wunderschön, romantisch und ein bisschen edgy. Alleine dem Horizont entgegenzustarren, während du dir ungenießbaren „Wein“ hinter die Rübe kippst, kann immer noch eine freudige Erfahrung sein… ist dann aber zumeist doch der Alkohol.

Positive Beziehungen kannst du zu vielen verschiedenen Gruppen aufbauen. Freund:innen, Familie, Kolleg:innen, Nachbar:innen, Lehrer:innen, Kebapverkäufer:innen und sogar Katz:innen, Hund:innen und Polizist:innen. Wir Sapiens Homos sind soziale Tiere – und als solche sind Beziehungen entscheidend für unser Wohlbefinden. Menschen, die ein paar wenige qualitative Beziehungen haben, sind im Allgemeinen glücklicher als diejenigen, die viele flüchtige Freundschaften pflegen. Dieser manchmal langweilige, immer nostalgische und ewig loyale Haufen Freund:innen, den du noch aus der Oberstufe hast – der kann deine lebenslange Stütze sein.

Tipp:

Auch, wenn es während der Pandemie cool war, sich zu isolieren – Einsamkeit ist auf Dauer wie eine Krankheit, die deine Lebensqualität erheblich beeinflussen kann. Kümmere dich also um deine Beziehungen. Sei proaktiv und schreib neuen Bekanntschaften, wenn du dich bei der letzten Begegnung gut verstanden hast. Die meisten Leute sind nicht besonders gut darin, sich zu melden. Und schätzen es deshalb umso mehr, wenn du es tust.

Meaning

Bedeutung entsteht, wenn du ein Ziel hast, das größer ist als du selbst. Weltfrieden zum Beispiel. Zu groß? Okay, wie wäre es mit dem good old Money? Mhhhm, das gibt dir vielleicht ein Ziel vor, aber es bringt dir bei weitem noch keine Bedeutung. Nein, Sinn und Bedeutung können schon entstehen, indem du deine Partner:in liebst, während du zurückgeliebt wirst. Da wächst du über dich hinaus, weil ihr zu zweit etwas Größeres schafft, für das es sich zu leben lohnt. Oder wenn deine persönlichen und beruflichen Bemühungen zum Wohle der Allgemeinheit beitragen, und so den Treibstoff für tiefes Engagement liefern. Dieses opiumartige Gefühl der Zufriedenheit, dass das Wissen begleitet, dass wir aus einem guten Grund da sind und ein wichtiger Teil des Bienenstocks sind.

Tipp:

Tu Gutes und sprich darüber. Sei halt nicht allzu überheblich dabei Hier ein paar Vorschläge, wie du helfen kannst:

  • Hilf älteren Verwandten
  • Migrant:innen helfen, die Landessprache zu lernen
  • Müll aufsammeln
  • Bäume pflanzen
  • Essen an Obdachlose verteilen
  • Sachspenden an Flüchtlinge ausgeben
  • Engagiere dich in einem Verein oder Service Club
  • Telefonseelsorge leisten
  • Patenschaft übernehmen
  • Engagiere dich bei Serviceclubs (oder Wohltätigkeitsclubs) wie Ladies Circle oder Round Table
This is the sign you've been looking for
Bedeutung ist ein sträflichst unterbewerteter Glücksfaktor Credit: Unsplash/Austin Chan

Achievement/Accomplishment

Wenn du auf dein Leben schaust und stolz bist auf das, was du geschafft hast: Das ist Erfolg! Die Bestätigung deiner Stärken, Talente und Anstren-gungen – mhhh, ein wundervoller Geruch. (Bestätigung muss übrigens nicht von außen kommen – schaff dein eigenes Maß!) Sich Ziele zu setzen und sie zu erreichen, ist der Weg zu einem größeren Erfolgserlebnis. Das Erreichen von Zielen schafft positive Erwartungen für die Zukunft, wodurch der Erfolg zukünftiger Ziele wahrscheinlicher wird. Das heißt, der Effekt verstärkt sich mit der Zeit. Das Ergebnis ist Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Und die bescheren dir eine Ausstrahlung, die du nutzen kannst, um auch andere zum Erfolg zu ermutigen.

Tipp:

Dem Hirn kann Erfolg antrainiert werden, indem du dir mehrere einfache Tasks über den Tag hinweg vornimmst:

  • Zähle schnell von 50 rückwärts.
  • Mache 2 x 5 Kniebeuge.,
  • Schnippe 30-mal mit den Fingern.
  • Gehe einmal um den Block.

Es geht nicht immer darum, große Ziele zu erreichen, sondern auch darum, dem Gehirn beizubringen, dass man Dinge meistern kann. Und wenn die kleinen Sachen gehen, dann gehen auch größere und dann irgendwann die ganz GROßEN.

Über die Serie

Was ist Glück? Was bedeutet es, glücklich zu sein? Ist Glück eine Veranlagung? Wie wird man glücklich? Existentielle Fragen, die einerseits höchst individuelle Antworten bergen, aber andererseits wissenschaftlich ergründbar sind. Glücksforschung ist ein gut gelauntes Metier der Wissenschaft, das noch gar nicht so lange existiert. Die „positive Psychologie“ rückt zum Beispiel die schönen Gefühle in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es gute Gründe: Denn vorbeugen ist leichter als heilen, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Kaum etwas macht dich so gesund wie eine optimistische Lebenseinstellung!

Also: keine Esoterik, Quacksalberei oder falsche Versprechen. In dieser Serie findest du ausschließlich wissenschaftlich bewiesene Glücklichmacher – inklusive Tipps und Tricks für dein eigenes Wohlbefinden.

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