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Metastasierter Brustkrebs
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„Ich lerne gerade, Nein zu sagen“

Zwei Tage nach dem Tod ihrer Mutter erhält Eva die Diagnose Brustkrebs. Eigentlich sollte Zeit zum Trauern sein. Doch sie muss die Krankheit in den Griff bekommen. Zum Verzweifeln? Nicht für Eva.

Seit Eva 40 ist, lässt sie sich regelmäßig untersuchen. Ihr Brustgewebe ist eher fest und hat viele Zysten, die manchmal schmerzen. Daher geht sie jedes Jahr zur Mammographie. Früherkennung gehört für Eva zum Leben dazu. Wie auch Krebs selbst. 2009 verstirbt ihr Vater an Prostatakrebs, 2019 erhält ihre Mutter eine Lungenkrebs-Diagnose. Eva pflegt sie.

2020 äußert Evas Gynäkologin nach der Untersuchung einen Verdacht. Eva ist mittlerweile 54. Ein weiteres Mal lässt sie sich durchleuchten, einen ganzen Vormittag, bis in den Nachmittag hinein. Während mehrerer Mammographien, Ultraschall-Untersuchungen und einer Biopsie verstirbt die Mutter. Eva ist mit den Gedanken wieder woanders. Sie führt Trauergespräche, bereitet die Beerdigung vor, rechnet nicht mit einer Diagnose. „Und dann rief die Ärztin zwei Tage später an“, erzählt Eva.

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Die Situation administrierbar gemacht

Eva hat Erfahrung. In vielerlei Weise. Über 30 Jahre im Vertrieb technischer Produkte in der Fertigungsbranche. Sie weiß sich auf den Punkt auszudrücken. Sie ist Strategin durch und durch, denkt logisch, hat immer einen Plan, sogar wenn dieser spontan entsteht.

Sie zieht viel Selbstbewusstsein aus der Arbeit. Seit 22 Jahren ist sie im Softwarevertrieb. Auch wenn sie die Fremdbestimmung an ihrem Job nicht mag, Funktionieren bei hohem Leistungsanspruch hat sie verinnerlicht. Das hilft ihr bei der Diagnose.

„Zwischen Weihnachten, Beerdigungsvorbereitungen, Trauergesprächen und Ins-neue-Jahr-kommen habe ich das administriert, kann man sagen. Emotionen waren komplett ausgeschaltet.“
Eva Hartmann, beim Bewältigen der Krebsdiagnose

Bei weiteren Untersuchungen wird in einem ihrer Lendenwirbel eine verdächtige Stelle entdeckt. „Das hatte das ärztliche Team aber als Blutschwamm diagnostiziert, was unkritisch ist“, sagt Eva. Nach brusterhaltender Operation, Bestrahlung und laufender Antihormontherapie will sie Ende 2021 wieder in den Beruf zurückkehren.

Eine Staging-Untersuchung wird durchgeführt, um zu sehen, ob der Krebs nach der Therapie weg ist. „Doch dann haben sie festgestellt, dass die Stelle im Lendenwirbel größer geworden ist.“ Der vermeintliche Blutschwamm entpuppt sich als Metastase des Brustkrebses.

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„Ich habe die Metastase angenommen, als Kunstform, die in meinem Körper da ist.“ Eva coexistiert mit dem Tumor in der Lendenwirbelsäule. (Fotos: Privat)

Ist es eine Familienangelegenheit?

Auch mit Krebs ist Eva erfahren. Nicht nur durch die eigenen jährlichen Früherkennungsuntersuchungen. In der engen Familie gibt es mehrere Diagnosen. Neben dem Vater hatte auch noch ihr Onkel Prostatakrebs. Evas älterer Bruder erkrankt bereits mit 44 an Prostatakrebs. Mit ihrer Mutter und Eva selbst sind es fünf Fälle. Eva und ihr Bruder lassen sich testen, ob der Krebs vererbt ist.

Auf der nächsten Seite erfährst du, wie es in Evas Therapie weitergeht und wie sie mit dem Krebs umgeht.

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